Brennende Kerzen auf Adventkränzen, Christbäumen oder in Form von Teelichtern und Sprühkerzen werden wegen ihrer behaglichen Wirkung von vielen Menschen geschätzt. „Die Idylle kann aber schnell beendet sein“, sagt Louis Norman-Audenhove, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO. „Tests haben gezeigt, dass ein Christbaum binnen 10 bis 20 Sekunden in Vollbrand stehen kann, wobei das Feuer danach in der Praxis auch sehr rasch auf das Haus oder die Wohnung übergreifen kann.“

Brennbares Material

Ein zwei Meter hoher Christbaum hat durchschnittlich etwa 400.000 Nadeln. Hauptbestandteile der Nadeln sind Zellulose, ätherische Öle und Wasser. Christbäume werden oft schon im Herbst gefällt, zu Weihnachten haben sie ihren Wassergehalt daher schon weitgehend eingebüßt. Übrig bleibt das brennbare Material. Die in den Nadeln enthaltenen ätherischen Öle (Harz) sind leicht entflammbar. Während im warmen Zimmer der Wasseranteil der Nadeln stetig absinkt, verbleiben die Öle länger im Gehölz.

Dadurch steigt die Entzündlichkeit der Zweige enorm an – das Brandrisiko erhöht sich mit jedem Tag, an dem der Baum in der geheizten Wohnung steht. „Wenn ein Nadelbaum erst einmal Feuer gefangen hat, ist schnelle Reaktion gefragt. Der Feuerlöscher muss deshalb unbedingt griffbereit stehen. Und auch Rauchwarnmelder sind Lebensretter“, erklärt Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Durchschnittlich 47 Tote durch Brände pro Jahr

Die Zahl der Brandtoten in Österreich liegt im Schnitt der vergangenen 15 Jahre laut KFV bei 47 Personen pro Jahr. Laut Brandschadenstatistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen verursachen offenes Licht und Feuer ungefähr 1000 Brände pro Jahr. Neben elektrischer Energie und Blitzschlag rangiert diese Brandursache sogar regelmäßig unter den Top 3 der häufigsten Zündquellen, wobei in diesen Statistiken nur Schäden im Wert von mehr als 2000 Euro erfasst werden. Kleinere Brände werden in der Regel weder gemeldet noch dokumentiert.

Rund 807.000 Tonnen Kerzen pro Jahr in der EU

Dass sich Kerzen im Digitalzeitalter nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, zeigen auch die Daten vom Verband der Europäischen Kerzenhersteller. Demnach ist der Großhandelsabsatz von Kerzen in der EU von 2019 bis 2021 von rund 654.000 auf knapp 807.000 Tonnen pro Jahr gestiegen. Pro Kopf gerechnet, erhöhte sich in diesem Zeitraum der Verbrauch von 1,46 Kilo auf 1,80 Kilo pro Jahr.

Die Experten plädieren für die Ergreifung von Präventivmaßnahmen, zumal diese von der Bevölkerung in aller Ruhe und ohne viel Aufwand selbst bewerkstelligt werden können. Steht einmal der Christbaum, Adventkranz oder gar die ganze Wohnung in Flammen, ist hingegen sehr rasches Reagieren gefragt. „Viele Menschen sind in der Praxis mit dem Löschen von Stichflammen oder dem richtigen Umgang mit Rauchgasen überfordert. Zudem hat eine repräsentative Umfrage des KFV gezeigt, dass mehr als elf Prozent der Menschen bei der Frage nach der korrekten Nummer der Feuerwehr irrtümlich die Nummern von Rettung oder Polizei nennen“, erklärt Thann.

Die besten Schutzmaßnahmen:

  • Zum Aufstellen des Christbaumes nur kippsichere bzw. standfeste Christbaumständer verwenden. Darauf achten, dass der Stamm des Christbaums auch sicher im Ständer befestigt ist. Mit Wasser gefüllte Christbaumständer verhindern ein zu rasches Austrocknen des Baumes und erhöhen damit die Brandsicherheit.
  • Unter den Christbaum am besten eine schwer entflammbare Unterlage, zum Beispiel eine Löschdecke, legen. Bis zum Weihnachtsabend sollte der Baum kühl gelagert werden, beispielsweise am Balkon oder im Keller (und eventuell in einem Kübel mit Wasser), damit er nicht zu schnell austrocknet.
  • Einen Feuerlöscher oder einen Kübel Wasser beim Anzünden der Christbaum‐Kerzen immer in Griffweite stellen, damit im Ernstfall keine Zeit verloren geht. Beim Löschen nicht zögern!
  • Kerzen auf Adventkränzen und Christbäumen rechtzeitig auswechseln, bevor sie niederbrennen und die in beheizten Räumen schnell austrocknenden Äste entzünden.
  • Christbaumkerzen im Abstand von mindestens 20 Zentimetern von Ästen und Dekorationsmaterial befestigen.
  • Wunderkerzen vermeiden! Einmal angezündet, können sie nicht mehr gelöscht werden und sprühen in alle Richtungen. Benützen Sie außerdem auf keinen Fall Christbaumschnee aus Spraydosen, wenn die Kerzen bereits brennen – durch brennbare Treibmittel können diese regelrecht zu „Flammenwerfern“ werden. Auch der Kunstschnee selber kann brennbar sein, daher auf entsprechende Produkte achten!
  • Lassen Sie brennende Kerzen im Haushalt nicht unbeaufsichtigt.
    Bewahren Sie Streichhölzer und Feuerzeuge für Kinder unerreichbar auf. Statten Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung mit Rauchwarnmeldern aus!
  • Speichern Sie die Notfallnummern der Blaulichtorganisationen auf Ihrem Handy ab.

Am besten wäre es freilich, offenes Feuer zu vermeiden und auf elektrische bzw. LED-Kerzen zu setzen, wobei aber auch diese unter Umständen einen Brand verursachen können. Daher ist auch hier Christbaumbeleuchtung in guter Qualität mit geringer Wärmeentwicklung empfehlenswert. Zudem sollten Kabel und Verbindungsschnüre vor der Benutzung auf Beschädigungen untersucht werden.