Die aktuellen Fotos vom brennenden Urwald in Brasilien, abgeschmolzenen Gletscher in Island  oder den spätsommerlichen Unwetterzerstörungen in der Obersteiermark machen es einem gerade nicht leicht, sich an der Schönheit des Planeten zu erfreuen. Vielmehr werden einem seine Zerbrechlichkeit und die Gefährdung durch rücksichtsloses menschlichen Handeln und dessen Folgen ungeschminkt vor Augen geführt. Und das ist gut so. Denn wenn nur noch schrillender Alarmismus zu einem Umdenken führt - dann her damit!

So kann man es sehen. Oder sich über die schrankenlose Hysterie beklagen. Nichts kann man mehr tun, ohne die damit verbundene Klimabilanz vorgerechnet und serviert zu bekommen. Verstärkt das Lesen dieser Zeilen beispielsweise die Klimaerwärmung?

Die wenig überraschende Antwort: Ja.

Denn egal, auf welchem Bildschirm auch immer Sie diese Zeilen (dankenswerterweise) lesen: Die Prozessoren, die das im Bauch des Smartphones, Tablets oder Computers möglich machen, verursachen Abwärme. Ok - das kommt jetzt aus der Hysterie-Ecke, denn die gesamte Abwärme diverser Gerätschaften unserer Zivilisation trägt nur drei Prozent zu der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung bei. Noch dazu: Das Smartphone selbst ist ein sehr energieeffizientes Gerät. Lädt man es pro Tag einmal auf, braucht es hochgerechnet auf ein Jahr gerade mal rund vier Kilowattstunden Energie.

Das ist aber nur der eine Teil der Wahrheit.

Der andere betrifft die Treibhausgasemissionen, die durch die Produktion und den Betrieb dieser kommunikationstechnischen Wunderdinger erzeugt werden.

Eine Berechnung des Berliner Borderstep Institut für Nachhaltigkeit kommt zum Ergebnis, dass die Herstellung eines Smartphone fünf bis zehn Mal so viel Energie und CO2 erzeugt wie dessen Nutzung. Besonders der Abbau notwendiger Rohstoffe wie Erze, Metalle und seltener Erden sei sehr energieintensiv. Wenn das Smartphone dann durch die Nutzung von Apps, das Downloaden von Videos, über das Verschicken von Whatsapp-Nachrichten oder SMS oder einfaches Telefonieren (tut das eigentlich noch irgendjemand?) Dienste in Rechenzentren für die Datenübertragung anstößt, benötige man nochmals den Faktor zehn. Die Gesamtrechnung ergibt: Im Hintergrund braucht das Smartphone in seiner Nutzung 20 Mal so viel Energie und CO2, wie das eigentliche Gerät selbst "verspeist".

Dazu kommt: Die Informations- und Kommunikationstechnik-Branche wächst. Wir surfen immer mehr, kaufen in immer kürzeren Abständen immer leistungsfähigere Smartphones und lassen die alten in Schubladen verrotten. "Wenn das so weitergeht, wird diese Branche im Jahr 2040 für 14 Prozent aller Emissionen verantwortlich sein", warnen kanadische Forscher. Das entspräche der Hälfte dessen, was der Verkehr weltweit verursache. Da ist er wieder - der hysterische, alarmistische Unterton.

Was also tun? Mobilfunkbetreiber müssen verstärkt auf mit erneuerbarer Energie und effizient betriebene Server setzen. Und selbst? Smartphones länger als zwei bis drei Jahre nutzen, richtig recyceln (für jedes Handy, das professionell wiederaufbereitet wird, können 48 Kilo CO2 eingespart werden - wie das geht: klicken Sie hier) und - ganz ohne Hysterie und frei von Alarmgepiepse: Diesen zum angewachsenen Körperteil mutierten Minicomputer vielleicht einfach einmal abschalten.