Bis zu 500.000 Wörter umfasst der deutsche Wortschatz. Doch Kommunikation umfasst weit mehr als das bloße Wort. Ein verschmitztes Lächeln, ein Zwinkern oder Sorgenfalten auf der Stirn liefern oft mehr Informationen. Diese Informationen lassen sich schwer in Textform gießen.
Mit der Zunahme von Emails, SMS und anderen Nachrichten gingen wichtige nonverbale Signale verloren, erklärt Fabiola Gattringer, Medienpsychologin an der Johannes Kepler Universität Linz. „Doch die Menschen haben sich mit den Emojis ihre eigene Mittel geschaffen, um Gefühle darzustellen.“ Das erste Emoji war der Smiley.
Bereits 1963 erfunden
Er wurde 1963 vom Grafiker Harvey Ball erfunden. Mit zwei Punkten und einem gebogenen Strich in einem Kreis sollte das Betriebsklima einer Versicherungsfirma gehoben werden. 1982 schlug der Informatiker Scott E. Fahlmann vor, die Zeichen :-) für positive Gefühle und :-( für negative Gefühle zu verwenden. Damit war der elektronische Smiley geboren. Den weltweiten Siegeszug trat das Symbol Anfang der 1990er-Jahre an.
Da viele Staaten unterschiedliche Zeichensätze verwendeten, war der elektronische Datenaustausch sehr schwierig. 1991 trat das Unicode-Konsortium zusammen, um einen internationalen Standard zu schaffen. 1993 kam das Update und der Smiley wurde ein offiziell anerkanntes Zeichen. Das Internet trug zur Verbreitung des Symbols bei und bald gab es tausende Ableger. Der Durchbruch des Smartphones war der Anlass, um die Zahl der Symbole deutlich zu erweitern.
Große Erweiterung
Mit Unicode 6.0 wurden 2010 die meisten der heute bekannten Emojis eingeführt. Und obwohl es nun einheitliche Zeichen gibt, entstehen dennoch Missverständnisse, weiß die Medienpsychologin. „In einer sozialen Gruppe setzen sich gewisse Emojis durch. Hier weiß man, wie diese zu interpretieren sind. Kommuniziert man mit anderen, werden die Symbole oft anders gedeutet“, erklärt Gattringer.
Ein Problem sei auch die unterschiedliche Darstellung in den Smartphone-Betriebssystemen von Apple und Google. Obwohl das Smiley immer das Gleiche bedeutet, werden sie unterschiedlich wahrgenommen. Seither wurde die Zahl der Emojis stetig erweitert. Heuer wurde unter anderen eine schwangere Frau ins Repertoire aufgenommen. Kommendes Jahr folgen die stillende Frau, der bärtige Mann und das Mädchen mit Kopftuch. Gattringer erklärt den Trend: „Bei neuen Emojis geht es um Individualisierung. Man definiert sich schließlich über die Art zu kommunizieren.“
ROMAN VILGUT