Fast jeder kennt das Phänomen: Das Meeting (früher auch bekannt als "Besprechung") ist gut besucht, man führt kurze Gespräche ohne Inhalt mit dem unbekannten Kollegen mit der hässlichen Krawatte, ruft die letzte Spam-E-Mail am Smartphone ab, um beschäftigt und wichtig zu wirken, während man eigentlich versucht, sich unbemerkt einen unproportional großen Anteil der spärlich vorhandenen Snacks (früher bekannt als Imbiss) im Zimmer zu sichern. Dann der große Moment: Das leise Surren des Beamers ertönt über dem Kopf und mischt sich unter das artverwandte Säuseln der Klimaanlage, die Präsentation beginnt, eine erste Powerpoint-Folie flackert auf der Leinwand auf und - aus.

Powerpoint frisst Hirn auf. Laut einer nun veröffentlichten Studie des International Journal of Innovation and Learning ist genau dieses Phänomen nun kein Klischee mehr, sondern eine Tatsache. Nichts ist schädlicher für die Aufmerksamkeit des Einzelnen, als eine Powerpoint-Präsentation. Schon der technische Vorgänger, der Overhead-Projektor, ist vielen spätestens seit dem Chemie-Unterricht als Auslöser spontaner Narkolepsie bekannt, doch Microsofts Wunderwerk und die zahlreichen Klon-Programme der Präsentation, schicken uns noch schneller in die nebulösen Zwischenwelten der Tagträume. Innere Leere bis zur letzten Folie. Aufgeblasene Inhalte, die in ihrer eigentlichen Bedeutung oft zu schlicht wären. Powerpoint gilt nicht zu unrecht als Büro-Sport, dessen einziges Ziel es zu sein scheint, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Die Kultur des Business vertraut nicht mehr auf die Kraft des Wortes, alles muss bebildert, animiert und unterlegt werden. Doch wird eine Präsentation im Gehirn laut Studie nur als Unterhaltung empfunden, die Lernwirkung ist gleich null. Vor allem animierte Grafiken lassen die ohnehin geringe Aufmerksamkeit gleich um weitere 25 Prozent sinken. Die, der Powerpoint-Präsentation zugesprochene Wirkung, existiert offenbar nur in den Köpfen der Referenten. Weniger ist in diesem Falle wirklich mehr, der völlige Verzicht ist am besten.

Dabei ist das alles nichts Neues. Schon in den 70er-Jahren gab es erste Studien über den Informationsgehalt des Fernsehen, welcher, den Ergebnissen zufolge, schlicht und einfach nicht vorhanden ist. Wird der Mensch bewegten Bilder und Text zugleich ausgesetzt, überwiegt immer das Bild - daher sind "ruhende" Medien (Zeitung, große Teile des Internet) gute Informationsquellen und das Fernsehen die beliebteste Form der Unterhaltung. Das alles sollte helfen, das letzte Quäntchen Aufmerksamkeit nicht länger dem Lichteinfall durch die Jalousien der Besprechungszimmers, der surrenden Fliege vor der grell erleuchteten Leinwand, oder dem letzten Brötchen (siehe auch: "Snack") am Tisch zu widmen. Fehlt nur noch, dass der Vortragende auch wirklich etwas mitzuteilen hat.