Die Schuldenkrise in Europa hat das Vertrauen der Menschen in den Euro erschüttert. Den USA droht der Verlust des wichtigen AAA-Ratings. Kurz: Es steht schlecht um die wichtigsten Währungen der Welt. Doch es gibt einen neuen Stern am Geld-Himmel: Bitcoin. Während man im Feber für eine Bitcoin nur einen US-Dollar zahlen musste, waren es Anfang Juni bereits 7,5 Dollar.

Doch was ist Bitcoin? Es handelt sich um eine virtuelle Währung, die 2009 von einem Hacker mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto entwickelt wurde. Ursprünglich konnte man Bitcoins erwerben, indem man seinen Computer zum Berechnen komplexer Programme freigab. Inzwischen hat sich aber ein eigener Markt rund um das Computer-Geld entwickelt.

Denn Bitcoins haben gleich mehrere Besonderheiten, die sie von Euro oder Dollar unterscheiden. Allen voran: Es gibt keine Zentralbank und damit auch keinen staatlichen Eingriff ins System. Interaktionen und Überweisungen werden zwar protokolliert, allerdings ist nicht nachvollziehbar wer hinter den Bitcoins steht. Doch der wichtigste Unterschied: Es gibt nur eine gewisse Anzahl an Bitcoins.

Interessante Verschlüsselung

Technisch gesehen sind die Bitcoins vor allem wegen ihrer Verschlüsselung interessant, erklärt Thomas Rößler vom Grazer IT-Forschungsunternehmen evolaris. Denn auch wenn der Code Open Source ist, so lässt sich eine Bitcoin kaum manipulieren. "Man bekommt Bitcoins für Computerleistung und jede dieser Einheiten ist mit der vorhergehenden verknüpft. Es würde einen enormen Rechenaufwand benötigen, eine Bitcoin zu fälschen."

Der IT-Profi kann dem System der Bitcoins durchaus etwas abgewinnen. "Der Kurs ist in den vergangenen Wochen stark gestiegen und auch der Pool derer, die ihre Rechenleistung zur Verfügung stellen, wird laufend größer. Die Frage ist nur: Wie viel Einfluss kann so eine Alternativwährung wirklich haben?"

Kein Vorteil

Jörn Kleinert, Volkswirtschaftsprofessor auf der Uni Graz, fehlt bei den Bitcoins vor allem der Vorteil gegenüber einer regulären Währung. Die Argument, die Bitcoins wären inflationssicher lässt er nicht gelten. "Das funktioniert nur solange die User dem System vertrauen und ihre Zahl weiter steigt. Sobald jedoch eine Krise auftaucht, fehlt eine Autorität, welche diese beseitigen könnte." Aufgrund der Dezentralität des Systems würde es lange dauern, bis alle User sich auf eine Strategie zur Lösung eines Problems einigen. "Bitcoins haben die kritische Größe überschritten, ab der man Schwierigkeiten auf einfachem Weg lösen kann." Dennoch ist das Projekt für Kleiner durchaus spannend, auch wenn es keine echten Vorteile bietet.

Banker warnt

Während Rößler und Kleinert den Bitcoins nicht negativ gegenüber stehen, warnt die Steiermärkische Sparkasse klar vor dieser virtuellen Währung. Peter Konrad, IT-Mitarbeiter in der Bank, stellt klar, dass es keinen Zusammenhang mit dem echten Geldmarkt gibt. "Ich kann die Kunden nur warnen. Es handelt sich um Spielgeld und erinnert stark an ein Pyramidensystem." Auch wenn man derzeit vielleicht Leute fänden, welche diese Bitcoins kauften, so sei das eigentlich nur ein Tauschhandel. Profitieren würden nur die Entwickler.

Konrad ist der Meinung, dass die Entwickler von Bitcoins versuchen wollten, das "System mit den eigenen Mitteln zu schlagen." Daher sei es abstrus zu denken, dass man mit einem Angebot Geld verdienen könnte, das eigentlich entworfen wurde, um Geld abzuschaffen.