Frau Horn, Ihr Sohn hat sich umgebracht, nachdem ihm auf Facebook jemand auf sein Profil einen Link mit Pornofilmen geschickt hat und ihn als Homosexuellen diffamierte. Wie ist es Ihnen bei der Aufarbeitung gegangen?

MICHAELA HORN: In Kanada trauert ein Land. In Kärnten haben Staatsanwalt und Landeskriminalamt zu mir gesagt: Frau Horn, finden Sie sich damit ab, dass das ein böser Bubenstreich war und wir nichts unternehmen können. Einer Mutter, die ihr Kind verloren hat, sagte man: "Geben Sie Ruhe." Diese Homepage ist kein böser Bubenstreich.

Was war darauf zu sehen?

HORN: Da steht: "Joel ist eine Schwuchtel" und dazu gibt es ein Hardcore-Video, auf dem zwei Schwule Sex haben. Daneben stehen nackte Männer mit Telefonnummern mit dem Text "Schwule in der Nähe, die mit dir Sex haben wollen". Und das Schlimme ist, dass das eine Seite ist, auf der man sich selbst Pornoseiten erstellen kann und der Provider mit den Worten wirbt: "Verarsche deine Freunde". Der Link an meinen Sohn existiert heute noch und keiner fühlt sich dafür verantwortlich, diese Seite zu löschen. Da frage ich mich, in welcher Welt leben wir.

Hat sich Ihr damals knapp 13-jähriger Sohn je an Sie gewandt mit seinen Problemen?

HORN: Wer Teenagerkinder hat, weiß, dass Eltern oft die letzten sind, die über ihre Probleme erfahren. Er hat sich uns und auch seinen Brüdern nie anvertraut. Wir haben auch das Mobbing, das an der Schule passierte, erst im nachhinein erfahren. Er ist in der Schule als "der Fette mit den uncoolen Klamotten" gemobbt worden. Seine Angst war, dass er dann am nächsten Schultag auch noch "der Schwule" sein wird.

Was würden Sie Eltern raten?

HORN: Mit ihren Kindern zu reden. Mein Sohn sagte zu mir einmal: Mama, manche Kinder mobben nur mit, weil sie Angst haben, selber Opfer zu werden. Da ist es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern über Facebook reden.

Was fehlt in Österreich?

HORN: In Österreich wird das Thema verschwiegen und unter den Teppich gekehrt.

Auf welche Hürden sind Sie bei der Ausforschung des Users gestoßen, der den Link schickte?

HORN: Facebook schrieb, Sie kooperieren nur bei einem Gerichtsbeschluss. Diese pornografische Homepage stellt aber nur eine Ehrenbeleidigung dar und daher gibt es keinen Gerichtsbeschluss. Ich werde also nie erfahren, wer dafür verantwortlich ist. Was wir brauchen, sind Gesetze, die Opfer schützen.