Donnerstagmittag, mitten im Dezember. Wir dachten ja, die Bude würde voll sein. Doch eines der höchstdekorierten Restaurants der Steiermark ist erstaunlich leer. Ausgerechnet in der ach so ausgabenfreudigen Weihnachtszeit. Das verwundert umso mehr, als dass es in der Weinbank ja auch bodenständig zugeht. Beim Betreten des Restaurants hat man die Wahl: linkerhand der Wirtshausbereich, rechterhand der Fine-Dine-Bereich. Wir wollen es uns heute aber besonders gut gehen lassen – und biegen rechts ab. Insgeheim freuen wir uns ja, dass wir hier die einzigen sind. Man hat ja nicht alle Tage einen Sommelier wie Christian Zach für sich allein. Ob wir uns zum kleinen Menü (6 Gänge, 150 €) eine Weinbegleitung (75 €) wünschen? Natürlich! Wo, wenn nicht hier! Zack, steht schon der Aperitif, ein Glas Blaufränkisch-Rosé der Familie Tauss aus Leutschach auf dem Tisch – und stimuliert mit seiner herzhaft reschen Säure ordentlich unseren Appetit.

Los geht’s mit einer himmlischen Consommé, die mit Sherry eingekocht wird. Lediglich das buttrig zarte, aber dennoch bissfeste Grießnockerl verhindert, dass man sie aus dem kleinen Tässchen in einem Mal wegschlürft. Was folgt, ist ein Referenz-Beispiel einer schlichtweg perfekten Jakobsmuschel. Von außen mit präzisen, aber nicht übertriebenen Röstaromen versehen, ist sie meisterhaft glasig gegart. Und spielt ihre nussigen Aromen nicht nur dank der unterschiedlichen Texturen des Ehrenhausner Topinamburs aus, sondern auch durch das Glaserl des 2018er Weißburgunder Ried Kittenberg vom nahegelegenen Weingut Gross.

© Lucas Palm

Die Küche von Chef Gerhard Fuchs ist leicht und hochpräzise. Die tiefgründigen, virtuosen Saucen verleihen jedem Gericht eine komplexe Süffigkeit. Die Menüabfolge ist dramaturgisch souverän durchdacht. So folgt auf den chlorophyllen Vulkanspargel mit den säurehaltigen Begleitaromen der Salzzitrone, Sardellen und Kapern das herzhaft-erdige Paradegericht der Weinbank: Der Raviolo mit Eidotter, Cremespinat, Parmesanemulsion, Trüffeljus und weißem Trüffel.

Nach dem ersten Dessert (einem Passionsfruchtsoufflé) bestellen wir eine kleine, aber feine Käseauswahl – und wundern uns, dass noch Platz für die Crêpes Suzette ist, die Christian Zach vor uns flambiert. Großartig! Mittlerweile sind auch im Wirtshaus ein paar Tische mehr besetzt – das an dieser Stelle auch wärmstens empfohlen sei.

© Lucas Palm