Man könnte es dem Zufall zuschreiben, dass Thomas Marterers Familienname mit dem gleichen Buchstaben beginnt wie die Frucht, auf die in der Steiermark vor ihm noch keiner in großem Stil gesetzt hat - die Marille. Im Millenniumsjahr begann er am Kremshof bei Pischelsdorf mit dem Anbau, als der Vater noch Ferkel züchtete und er selbst in der Pharmaindustrie tätig war. Seit 2006 ist die erste steirische Marillenmarke, die "Kulmland Marille", im Handel und über die Grenzen hinaus ein Begriff. Mit vielen anderen Obstsorten hätte es Thomas Marterer einfacher haben können, denn die Marille ist eine Mimose. Manchmal gibt sie über Nacht auf, nach einer prächtigen Blüte oder sogar während des Heranreifens der Früchte - lässt die Blätter hängen, wird dürr und muss ausgetauscht werden. Geschätzte 800 Gründe gibt es für das Marillenbaumsterben - vom feuchten Winter bis zum Herzinfarkt. Rund drei bis vier Prozent der Bäume auf den etwa sieben Hektar Anbaufläche verliert Marterer pro Jahr. Und der Ertrag? "Zwischen null und 15.000 Kilo Früchte pro Hektar ist alles drinnen."

Heuer ist der Frost ausgeblieben, deshalb strotzen die Bäume nur so vor goldgelben und rotwangigen Früchten der Sorten Orangered und Goldrich. Kioto und Bergarouge sind noch ein wenig grün hinter den Ohren. Von Schulende bis Schulbeginn wird geerntet. "Ein Regentag ist ein Sonntag für uns", grinst der "Marillier", der sich beruflich seit drei Jahren nur noch den goldgelben Früchten widmet. Marillenessig, -marmeladen, -nektar, -schnaps und kistenweise Früchte sind im Hofladen aufgeschlichtet. In vier Wochen kommt ein weiterer Obstschatz dazu - der (Kulmland-) Pfirsich.