Mit einem ausgelassenen Fest inklusive kulinarischem Hochamt unter Beteiligung des Kochs des Jahres 2000, Martin Sieberer, ist Benjamin Parth, Koch des Jahres 2019, am Freitag im Alpenhaus auf der Ischgler Idalp gefeiert worden. Karl und Martina Hohenlohe, Herausgeber und Chefredakteurin des Gourmet-Guides "Gault Millau", wurden von etwa 150 Gästen beim Hochlebenlassen unterstützt.

Der begehrte "Koch des Jahres"-Titel wandert nicht gerade jährlich nach Tirol. Benjamin Parth ist erst der fünfte Tiroler, der diese Auszeichnung einheimsen konnte. Sie ging beispielsweise 1985 an Werner Matt und 2005 an Alexander Fankhauser. Wenig verwunderlich daher, dass auch Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) anreiste und dem eher wortkargen Parth einen "eigenen Kopf" und eine "Vorbildwirkung" für andere Köche in Tirol attestierte.

Frohe Botschaft

Diese relative Wortkargheit wollte der Laudator des Abends, der Journalist und Kulinarik-Kenner Christian Seiler, als "Coolness" verstanden wissen. Er selbst sei zufälligerweise dabei gewesen als Karl und Martina Hohenlohe bereits vor einiger Zeit die frohe "Koch des Jahres"-Botschaft überbrachten. Parth habe mit einem lakonischen "Aha" reagiert. Zum Glück verwende dieser aber mehr Zeit für das Kochen als für das Reden, merkte Seiler launig an und nannte die erste Begegnung mit der Kulinarik-Linie von Parth "irritierend", weil er sich damals schon dem vorherrschenden Dogma, nur regionale Produkte verwenden zu dürfen, entzogen habe. Parth sei ein "Kulinarik-Einzelgänger" mit einem "eigenwilligen Denken", das sich nicht an Moden orientiere, so Seiler.

Um 19.25 Uhr war es dann soweit und der mit diesen Zuschreibungen geadelte Parth bekam von den Hohenlohes bei etwas kühlen Temperaturen auf der Alpenhaus-Terrasse die Urkunde überreicht und durfte sich fortan ganz offiziell "Koch des Jahres 2019" nennen. Zu einer langen Dankesrede reicht es nicht, wenngleich an diesem Abend mehr als ein "Aha" zu vernehmen war. Er dankte unter anderem seiner Lebensgefährtin Sarah Falch und seinem Vater Alfons Parth und formulierte sein nächstes Ziel, die "vierte Haube". Gegenüber der APA präzisierte er sein Vorhaben mit den Worten, dass er dafür "noch exakter und genauer kochen" wolle.

Reduziert raffiniert

Sprach's und verschwand in der Menschenmenge, die "Bennie" eifrig beglückwünschte und sodann zum Dinner schritt, bei dem neben Sieberer-Werken wie dem Paznauner Schafl auch zwei Kreationen von Parth kredenzt wurden. Der Seesaibling mit Erdäpfel-Enzian und der mit Curry verfeinerte Hummer sollten das Kochhandwerk von Parth an diesem Abend auf den Punkt bringen. "Reduziert und trotzdem raffiniert" hatte Martina Hohenlohe auf APA-Nachfrage die Parth-Linie zuvor genannt und ihn als "wilden Hund" bezeichnet. Ihr Mann, Karl Hohenlohe, sprach von einer "eigenen Handschrift" und einer "Unangepasstheit". Die Gerichte kamen tatsächlich mit wenig Geschmäckern aus, bestachen aber durch Präzision und dezente Geschmacks-Irritationen.

Den Gästen, darunter etwa Signe Reisch vom Kitzbühel Tourismus oder Andreas Steibl vom TVB Paznaun-Ischgl, schien es zu schmecken. Unaufgegessene Portionen bekam man beim Abservieren jedenfalls nicht zu Gesicht. Nach magenschließendem Käse-Buffet ging es sodann zurück zum Hotel "Yscla", wo die Feier am Nachmittag mit Musikuntermalung ihren Anfang genommen hatte. Die von gutem Essen und ebensolchem Wein euphorisierten Gratulanten hatten offenbar noch lange nicht genug und feierten ab kurz vor Mitternacht noch mehrere Stunden lang weiter.