Der Frust ist gewaltig. Rückblick: Vor fünf Jahren startete die Landwirtschaftskammer Niederösterreich eine große Werbekampagne für Marillenanbau im Weinviertel. 65 Prozent der Früchte würden importiert, der Handel sollte verstärkt mit heimischer Frischware versorgt werden, lautete das Argument. Zahlreiche Obstbauern machten mit, witterten das große Geld - und stehen jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz. Sie kämpfen mit einem heimtückischen Baumsterben. Bei manchen Sorten sind in den ersten fünf Jahren mehr als 30 Prozent der Bäume eingegangen.

"Habe das Kapitel Marille abgeschlossen"

"Man verzweifelt, wenn man diese Geschichte wirtschaftlich betrachtet. Ich habe das Kapitel Marille abgeschlossen", erzählt etwa Obstbauer Franz Gruber aus Putzing. "Ich sehe die Marille mittlerweile nur noch als Hobby, nicht mehr als Einnahmequelle." Gruber beziffert seinen Schaden auf rund 50.000 Euro. Auf einer Fläche von vier Hektar seien 2000 von 4500 Marillenbäumen kaputtgegangen, vor allem die beiden französischen Sorten Silbercot und Pinkcot seien betroffen. "Ich würde sofort auch die anderen Bäume ausreißen und neu auspflanzen, wenn ich dürfte", sagt Gruber. Das Problem sei, dass er sich bei der Gründung des Vereins "Weinviertler Marille" auf sieben Erntejahre verpflichtet habe.

Vereinsobmann Hermann Wittek bestätigt, dass es wegen der enormen Ausfälle schwierig sei, "die Bauern bei Laune zu halten". Die Liefermengen des größten Marillenvermarkters in Österreich mit 23 Mitgliedsbetrieben und mehr als 40 Hektar Anbaufläche sollten schon 200 Tonnen erreicht haben. Tatsächlich wird heuer ungefähr die Hälfte über den Handel abgesetzt.

Aus derselben Baumschule

Viele Gründe wie Witterung, Bodenbeschaffenheit oder auch Schädlinge könnten Ursachen für die Misere sein, heißt es. Faktum ist, dass sämtliche Jungbäume bei derselben Baumschule gekauft wurden, welche die Lizenz für zahlreiche Marillensorten in Österreich innehat.