Hunger - dieses Gefühl bekommt man, wenn der Kaibinger Alexander Gollenz von seinem Hobby erzählt: "Wir servierten Dreierlei vom Fisch, gegrillt, konfiert, also in Olivenöl gebraten, und heiß geräuchert. Die Beilagen waren Olivenhippen, Curry-Espuma und kleine gegrillte Kürbisstückchen."

Mit diesem Gericht hat Gollenz gemeinsam mit seinem Bruder Christoph und dem Team "Goli & Chefpartie" bei der Grilleuropameisterschaft Ende August den Hunger der Jury gestillt. Die hat sich für das Mahl artig bedankt und dem achtköpfigen Team den Europameistertitel in der Kategorie Fisch verliehen. Insgesamt fünf Gerichte - Fisch, Huhn, Ripperl, Rind und Dessert - wurden bei der EM bewertet. Am Ende reichte es in der Gesamtwertung für den Vize-Europameistertitel bei 65 Konkurrenten - der zweite große Triumph für die gebürtigen Tieschener Alexander und Christoph Gollenz nach dem Weltmeistertitel im Vorjahr. National ist Goli's Team seit sechs Jahren erfolgreich: 13 Mal wurde es in verschiedenen Kategorien bereits Staatsmeister, zweimal in der Gesamtwertung.

"Wir sind die ersten Österreicher, die Weltmeister wurden. Das heuer ist auch ein toller Erfolg", sagt der Unternehmer Alexander Gollenz. Er war vor allem für die Beilagen wie Ratatouille oder Kartoffelzigarren - eine Kartoffel-Zwiebel-Speck-Masse eingewickelt in Yufka-Blätter - zuständig. "Die große Kunst bei so einem Bewerb ist nicht, dass Fleisch auf dem Grill zu drehen, sondern alles zu organisieren. Dabei ist das Vorbereiten der Beilagen oft mehr Arbeit als das eigentliche Grillen", erklärt der 42-Jährige, der eine Stunde am zentimetergenauen Ratatouille-Gemüse geschnipselt hat.

Das Grillzepter gibt sein Bruder, der gelernter Koch und Teamchef ist, nicht aus der Hand. "Christoph grillt immer das Rindfleisch", sagt Alexander Gollenz.

Babyfon fürs Fleisch

20 Stunden dauert es, bis das Fleisch den typischen Rauchgeschmack annimmt, dabei zeigt der 38-jährige Christoph Gollenz ordentlich Einsatz. Er campiert neben dem Griller, in seiner Hosentasche ein Babyfon für saftige Fleischstücke: Der Temperaturmesser piepst, wenn das Fleisch im Griller zu heiß oder zu kalt bekommt und weckt ihn auf. "Wir versorgen ihn währenddessen mit Bier und Kebab", sagt Alexander Gollenz. "Das Fleisch wird zugleich gegart und geselcht. Am Ende ist es so weich, dass es zerfällt, wenn man es mit der Gabel ansticht." Perfekter Garpunkt und exaktes Anrichten sind bei so einem Bewerb das Um und Auf bei der Bewertung.

Dafür braucht es jedoch auch hartes Training. "Wir grillen und verkosten mindestens vier Monate vorher schon unsere Gerichte. Die Kinder von Christoph konnten gar kein Hendl mehr essen", sagt Alexander Gollenz. Er kriegt vom Grillen nicht genug - egal, ob der Kaibinger selbst über den Kohlen hantiert oder eingeladen wird. "Die Leute meinen dann oft, jetzt kommt der Weltmeister zu mir, der wird eh stänkern. Aber ich bin auch mit einer Bratwurst mit Senf und Ketchup zufrieden", sagt der Grill-Vize-Europameister. Seiner Freundin kann er übrigens mit einem saftigen Stück Steak keine Freude machen, sie isst nämlich kein Fleisch. "Das macht nichts, meine Spezialität ist ohnehin Fisch."