Wir Kinder der 1980er und 1990er Jahre brüsten uns gerne damit, ohne Smartphone und Wlan aufgewachsen zu sein und Begrifflichkeiten wie Gameboy oder Tamagotchi bestens zu kennen. Im Lockdown riefen wir uns das wieder in Erinnerung, um nicht ständig am Handy zu hängen und durch die sozialen Medien zu scrollen. Fazit: Alte Jugendlieben rosten selten - und offline tut gut.

Mörderjagd vom Sofa aus

Verena Gangl, 1992: Ich habe die größten Abenteuer erlebt und die heimtückischsten Mörder gefasst – und das von meinem Sofa aus, ganz analog, mitten im Lockdown. Ich habe meine Liebe zu Büchern wieder entrostet, seither gibt es auf meinem Nachttisch eine ständige Rochade. Ganz oben auf dem Stapel liegt derzeit übrigens „Identitti“ – aber wohl nicht mehr lange.

Die Liebe zum Brettspiel

Jonas Pregartner, 1997: 2020 habe ich meine Liebe zu Brettspielen wiederentdeckt – immer im gleichen Rahmen, zu viert. Da lässt es sich herrlich tüfteln, jubeln und ärgern. Immer brav getestet – oder online. Meinen Favoriten „Siedler von Catan“ kann man nämlich nicht nur am Tisch, sondern auch garantiert frei von potenziellen Viren am Tablet, Handy oder PC spielen.

Mit den Händen wieder im Mehl

Martina Pachernegg, 1989: Die Lust am Backen habe ich wohl von meinen Großmüttern geerbt. In den letzten Jahren ist mir in den Turbulenzen des Alltags aber zu wenig Zeit dafür geblieben. Umso motivierter habe ich im letzten Frühjahr meine Nase wieder in die Backbücher gesteckt und munter drauflos gebacken. Neben Klassikern wie dem Kürbiskern-Gugelhupf oder Zimtschnecken habe ich auch Neues ausprobiert. Biscotti al Limone oder bretonischer Apfelkuchen standen am Programm. Und weil Kuchen nicht nur köstlich schmeckt, sondern immer eine Geschichte zu erzählen hat, habe ich einen Blog gestartet, um der Historie der Backwerke auf die Schliche zu kommen.

Redakteurin Martina Pachernegg hat die Liebe zum Backen von ihren Großmüttern geerbt
Redakteurin Martina Pachernegg hat die Liebe zum Backen von ihren Großmüttern geerbt © mehl_reise/Paller

Frischluft gegen Lagerkoller

Georg Tomaschek, 1995: Auch wenn es kitschig klingt, ich habe in der Pandemie die Natur ganz neu zu schätzen gelernt, denn die Berge und Seen kann man nicht zusperren. Und das einzige bewährte Heilmittel gegen den Lagerkoller nach Lockdown, Homeoffice und Co. sind für mich lange Spaziergänge durch den Wald, vor allem in meiner obersteirischen Heimat.

Das ABC einmal durchgespielt

Katharina Siuka, 1992: Ich bin verrückt nach „Stadt, Land, Fluss“. Und zwar in all seinen Variationen, mit „Automarken“ oder „Pferderassen“. Die Faszination ging als Kind sogar so weit, dass ich „Stadt, Land, Fluss“ von A bis Z mit mir alleine gespielt habe – um zu strebern und beim nächsten Duell mein Gegenüber in die Verzweiflung treiben zu können. Im Lockdown habe ich die obligatorische Tabelle wieder ausgepackt. Und siehe da: Egal ob offline oder online via Video (das hat sogar mit meinen weniger technikaffinen Eltern gut geklappt) – ich bin nach wie vor unschlagbar.

Statt 100 sind es heute 5000 Teile

Simone Rendl, 1994: Meine letzten Puzzles habe ich in meiner Kindheit zusammengebaut. Während des ersten Lockdowns habe ich mir nach Jahren erstmals wieder damit die Zeit vertrieben. Was als Kinder noch Puzzles mit 100 Teilen waren, sind heute Kunstwerke mit bis zu 5000 Teilen. Spoiler: Ich brauche jetzt definitiv länger bis zur Fertigstellung als damals.

Das Glück liegt vor der Haustüre

Julia Braunecker, 1985: Der Garten war mein Spielplatz. Aus Blumen kreierte ich Parfüms und über das Verhalten der Frösche führte ich akribische Aufzeichnungen. Was ich daraus für die Gegenwart mitnehme, ist die Freude an Kleinigkeiten. Denn seit Corona vermisse ich, neben den unbeschwerten Treffen im Freundeskreis, am meisten das Reisen. Aber als die Welt nur bis zum Gartenzaun reichte, war ich auch glücklich, ohne es zu hinterfragen. Vielleicht muss man nicht immer „weiter hinaus“, sondern kann auch einfach das genießen, was selbstverständlich ist – weil es vor der Haustüre liegt.

Mit alter Technik zu neuem Glanz

Martin Johaim, 1990: Meine erste analoge Kamera bekam ich mit 16. In Zeiten von Smartphones und digitaler Bilderflut habe ich in der Pandemie die analoge Fotografie wiederentdeckt. Durch Belichtungszeit, Wahl des Objektivs und Blendenzahl wird das Resultat zum Handwerk. Das Schönste ist aber die Zeit, die man sich dafür nimmt – vor allem für sich selbst.

Die Natur als Seelensstreichler

Mersiha Kasupovic, 1985: Die Kindheit und Jugend verknüpfe ich mit vielen positiven Erinnerungen. Auf Bäume klettern, in Pfützen springen oder mit dem Fahrrad auf Erkundungstour gehen. Für mich gab es kaum einen Tag, den ich nicht im Freien verbrachte. Um den täglichen Routinen wie Homeoffice & Co zu entfliehen, habe ich gerade in der Coronazeit die Natur neu schätzen gelernt. Eine majestätische Bergwelt liegt uns in Osttirol quasi zu Füßen. Den Moment und das Gefühl von Freiheit genießen, den Alltag weit hinter sich lassen und einfach nur abschalten. Das holt mich bei einem Spaziergang oder einer Tour wieder ein bisschen zurück in den Zustand eines sorglosen Kindes.

Beim Klettern den Alltag vergessen

Die Rückkehr des Brettspiels

Simone Jäger, 1982: Als Kind war es immer etwas Besonderes für mich, wenn jemand Zeit hatte, mit mir mein liebstes Brettspiel „Stern von Afrika“ zu spielen. Im Vorjahr habe ich mir dieses Spiel, in dem es um die Suche nach einem bestimmten Juwel geht, wieder besorgt, auch sehr zur Freude meiner Nichte Hemma (9), die es so auch für sich entdeckt hat.

Eine Welt in Schwarz-Weiß

Alexander Tengg, 1994: Die Magie der Tasten hat es mir wieder angetan. Das Klavier im elterlichen Wohnzimmer habe ich schon im Volksschulalter für mich beansprucht, um meinem Bruder nachzueifern. Dann kam eine lange Pause. Um mich bis zum nächsten Konzertbesuch zu vertrösten, spiele ich meine Version der Lieder auf dem E-Piano, ganz ohne Lockdown-Blues.

Zeit für eine alte Liebe

Martina Erlacher, 1993: Schon als Kind war ich Büchern und ihren Geschichten verfallen. Die im Lockdown neu gewonnene Freizeit nutzte ich dazu, in Norwegen und Schweden Mörder zu jagen und mehr als einmal die große Liebe zu finden – ganz ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht. Seither findet wieder regelmäßig ein neues Buch den Weg in mein Bücherregal.