Die Stechmücken schwirren wieder, verursachen lästiges Jucken und übertragen manchmal Krankheitserreger. Hans-Peter Fuehrer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien beantwortet die wichtigsten Fragen:

1. Welche verschiedenen Stechmücken gibt es in Österreich?

Von den weltweit knapp 3.000 Arten sind in Europa 104 zu finden und in Österreich 49. Die bekanntesten davon sind Haus- und Überschwemmungsgelsen. Hausgelsen wie zum Beispiel Culex pipiens sind typische Kulturfolger, die in die Häusern der Menschen eindringen und als erwachsene Tiere in deren Wohnbereichen oder Kellern überwintern. Überschwemmungsgelsen treten vor allem nach Überflutungen in den Auen auf. Sie überwintern als Eier oder Larven in der Natur. Weiters gibt es zum Beispiel Baumhöhlenbrüter und andere, seltenere Arten.

2. Gibt es "Gelseninvasionen", also massenhaftes Auftreten in bestimmten Jahren tatsächlich, oder ist dies nur "gefühlt"?

Dies kann bei Überschwemmungsgelsen in Österreich tatsächlich passieren. Sie legen nämlich ihre Eier in den Schlamm der Augebiete, und diese können jahrelang überdauern, wenn er austrocknet. Wird die Au wieder einmal überflutet, schlüpfen also die Larven von mehreren Jahren gleichzeitig und es gibt sehr viele Stechmücken, die in großen Schwärmen auftreten können.

Auch von der in Österreich neuen, potenziell invasiven "Tigermücke" ist bekannt, dass sie massenhaft in Erscheinung treten kann. Bei den Hausgelsen gibt es weniger große Schwankungen, sie treten häufiger in sehr trockenen Jahren wie 2015 auf.

3. Welche fremden Arten kommen, unterstützt durch die globale Erwärmung, nach Österreich?

Die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus) hat sich im Osten bereits etabliert und vom südlichen Burgenland nordwärts bis Niederösterreich ausgebreitet. Das Klima hier ist vergleichbar mit jenem in ihrer ursprünglichen Heimat Japan, deshalb fühlt sie sich hier wohl wie zuhause.

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist vorwiegend in Tirol entlang der Inntalautobahn auf dem Weg von Italien nach Deutschland zu finden, meist jedoch nur in Form von Eiern und Larven. Es gibt von ihr in Österreich noch keine stabilen Populationen, die hier überwintern. Sie kommt ursprünglich aus südlichen Ländern Asiens wie Thailand und ist wärmere Temperaturen gewohnt. Durch den Klimawandel würde sie profitieren und könnte sich bei weiterer Erwärmung auch in Österreich etablieren.

Von den knapp 49 heimischen Stechmückenarten hat übrigens etwa die Hälfte Streifen an den Beinen. Wenn man eine gestreifte Mücke findet, ist dies also in der Regel kein "Asiatischer Tiger".

4. Stechen Moskitos alles und jeden?

Jede Stechmücke hat hier ihre Präferenzen. Manche stechen am liebsten Amphibien wie Frösche und Lurche, andere Vögel, die nächsten wiederum Säugetiere wie Menschen. Speziell die Hausgelsen haben als Kulturfolger Menschen sehr gerne.

5. Welche Krankheiten können Stechmücken in Österreich übertragen?

Das West-Nil-Virus, das hauptsächlich Vögel betrifft, aber auch bei Menschen Fieber auslösen kann, verschiedene Wurmerkrankungen, die Vogelmalaria und humane Malaria. Letztere wurde zwar in den 1950er bis 1960er Jahren durch das gute Gesundheitssystem hierzulande ausgerottet, einige hiesige Stechmücken hätten aber weiterhin das Potenzial, Malaria bei Menschen zu übertragen. Die Asiatische Tigermücke könnte das Chikungunya-Virus, das Zika-Virua und das Dengue-Virus übertragen.

6. Wie schützt man sich am besten vor Gelsen?

Am sinnvollsten ist es, lange Kleidung zu tragen oder Repellentien aufzutragen. Das sind Wirkstoffe, die von den Stechmücken über den Geruchssinn wahrgenommen werden und sie abschrecken, ohne sie zu töten.

7. Gibt es auch etwas Gutes über diese Quälgeistern zu sagen?

Ja: Im Gegensatz zu den Zecken haben sie eine wichtige Rolle in den Ökosystemen. Ihre Larven sind Nahrung für Fische, Libellenlarven und andere Wasserorganismen. Von den ausgewachsenen Stechmücken ernähren sich Fledermäuse, Vögel und verschiedene Insekten. Außerdem sind sie als Bestäuber wichtig, zum Beispiel für "Leimkräuter".