Er gilt als der stille Räuber des Sehvermögens, da er jahrelang unbemerkt bleibt und die Sehfähigkeit raubt: der grüne Star. Am heutigen Glaukom-Tag - so der medizinische Fachbegriff - klärt Christoph Faschinger, Experte für Augenerkrankungen an der MedUni Graz, auf, welche Symptome auf den Grünen Star hinweisen und warum die Therapie so wichtig ist. 

Was passiert im Auge, wenn man am Grünen Star leidet? Die Krankheit führt zu einem Absterben der Nervenzellen in der Netzhaut des Auges. Dadurch kommt es zu Ausfällen im Gesichtsfeld, was unbehandelt zum Erblinden führt. "Der Grüne Star ist weltweit die häufigste Ursache für die Erblindung", sagt Faschinger.

Geschädigter Sehnerv beim Glaukom
Geschädigter Sehnerv beim Glaukom © Faschinger

Was ist die Ursache dafür, dass die Nervenzellen absterben? "Der Hauptrisikofaktor ist der Augendruck", sagt Faschinger. Dieser steigt an, wenn das Wasser im Auge nicht mehr ausreichend abfließen kann und sich im Auge staut. "Das Wasser fließt durch ein Maschenwerk ab, das aber verfilzen kann", erklärt Faschinger die Ursache. Das gestaute Wasser drückt auf die Netzhaut und die darin liegenden Nervenzellen - die dadurch geschädigt werden. "Jeder Mensch hat eine inidviduelle Toleranzschwelle", sagt Faschinger. So können Menschen mit an sich normalem Augendruck dennoch einen Grünen Star entwickeln, während andere mit statistisch gesehen zu hohem Augendruck nicht erkranken.

Gibt es noch andere Risikofaktoren? Das Risiko, am Grünen Star zu erkranken, steigt mit dem Alter. Auch die Gene und hohe Kurz- oder Weitsichtigkeit steigern das Risiko. "Auch die chronische Verwendung von Kortisontropfen kann zum Glaukom führen", sagt Faschinger.

Woran bemerkt man den Grünen Star? Das heimtückische an der Krankheit ist, dass man lange nichts bemerkt: "Einen erhöhten Augendruck spürt man normalerweise nicht", sagt Faschinger. "Man merkt also jahrelang nichts". Daher wissen auch 50 Prozent der Betroffenen nicht, dass sie bereits an der Krankheit leiden. Erst nach Jahren sieht man in der Dämmerung etwas schlechter. Verlagern sich die Gesichtsfeldausfälle ins Zentrum des Sehens, verliert man das Lesevermögen. "Gehen Sie um das 45. Lebensjahr zum Augenarzt", ist daher der Rat des Experten Faschinger. Denn nur der Facharzt kann einen Grünen Star diagnostizieren, wofür eine Vielzahl von Untersuchungen durchgeführt wird (Vermessung des Sehnervs, Augendruckmessung, Hornhautdickenmessung, etc.).

Die Anatomie des Auges
Die Anatomie des Auges © faschinger

Wie wird das Glaukom behandelt? "Das Ziel ist es, den Augendruck auf ein Niveau zu senken, bei dem er nicht mehr schädigt", sagt Faschinger. Dazu gibt es drei Therapieoptionen, die meist in dieser Reihenfolge zum Einsatz kommen: Tropfen, Laser und Operation. Mit Augentropfen kann der Augendruck gesenkt werden, manche Tropfen haben jedoch Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Asthma. Laser und Operation kommen zum Einsatz, wenn die Tropfen nicht mehr helfen oder ein Eintropfen aufgrund anderer Erkrankungen des Patienten (z.B. Rheuma) nicht möglich ist.

Ist der Grüne Star heilbar? "Das Glaukom ist nicht heilbar, aber gut behandelbar", sagt Faschinger. So könne das Fortschreiten der Krankheit aufgehalten werden - wenn der Betroffene sich an die Therapie-Vorgaben hält. "Aus unterschiedlichen Gründen, wie 'ich sehe doch noch gut', wird nicht regelmäßig oder gar nicht eingetropft", sagt Faschinger. Es brauche gute Informationen, um Patienten bei der Therapie zu halten. 

SONJA SAURUGGER