Nein, diese Krankheit hat nichts mit Shopping-Sucht zu tun: Es ist nicht die Jagd nach Mode-Gustostückerln, die Betroffene vor Auslagen halten lässt, sondern der Versuch, die Schmerzen in den Beinen und die notwendigen Pausen beim Stadtbummel zu überspielen.

"Man tut, als ob man ins Schaufenster schauen würde, in Wirklichkeit kann man nicht weitergehen", erklärt Ernst Pilger von der Angiologie der Grazer Uniklinik, den Namensursprung jener Erkrankung, die zum gefährlichen Volksleiden wurde. Um ein Viertel stieg die Zahl der Betroffenen der Schaufensterkrankheit - die eigentlich periphere arterielle Verschlusskrankheit heißt - an. Eine gefährliche Entwicklung, wie der Experte erklärt.

Warum kommt es zu den Schmerzen in den Beinen? "Diese Schmerzen bedeuten, dass ein Gefäß bereits hochgradig verengt ist", sagt Pilger. Dadurch werden die Muskeln nicht ausreichend versorgt, es kommt zum Krampf in Waden, Oberschenkel oder Gesäß.

Welche Erkrankung steckt dahinter? "Eine Erkrankung des gesamten Gefäßsystems, die Arteriosklerose", sagt Pilger. Denn: Die Hälfte jener, die Verengungen und daher Schmerzen in den Beinen haben, hat auch Verengungen am Herzen. Die Folgen: Herzinfarkt und Schlaganfall. Drei bis sieben Prozent der Bevölkerung seien betroffen - doch den Weg zum Arzt finden viele erst spät.

Warum gibt es oft einen langen Weg bis zur richtigen Diagnose? Das Knie ist abgenützt, Magnesiummangel oder das verrissene Kreuz: "Es werden viele andere Erklärungen für die Schmerzen gefunden", sagt Pilger. Das Problem: Nicht nur bei den Patienten, auch unter Ärzten ist das Bewusstsein für das Symptom wenig vorhanden.

Was ist zu tun, wenn die Diagnose gestellt wurde? "Man muss die Risikofaktoren in den Griff bekommen", sagt Pilger. Das heißt: Aufhören zu Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin medikamentös behandeln und außerdem eine Bewegungstherapie starten. "Ist schon eine Verkalkung vorhanden, wird diese mittels Katheter aufgedehnt." Denn eine solche Engstelle könne sich plötzlich verschließen.

Wie kann ich vorsorgen? Pilgers Appell: "Jeder, der Risikofaktoren oder Fälle von Schlaganfall oder Herzinfarkt in seiner Familie hat, sollte mit 45 zum Gefäßcheck." Mittels Ultraschall werden die Beine und die Halsschlagader auf Verengungen untersucht. Findet man die Verengung früh genug, kann sie durch eine Veränderung des Lebensstils nämlich wieder rückgängig gemacht werden.