Fein verästelt oder fingerdick zeichnen sie sich unter der Haut ab, in Farbschattierungen von Lila bis Dunkelblau: Krampfadern sind ein Volksleiden. Das Gros der Bevölkerung hat Veränderungen im Venensystem – jedoch bedarf nur ein Teil davon ärztlicher Behandlung. Die Experten Gerhard Stark, Angiologe bei den Elisabethinen und Marienkrankenhaus Vorau, und Johannes Fruhwirth, Gefäßchirurg am LKH Graz, erklären, was bei Krampfadern zu tun ist.

Genetisch bedingt

Wieso entstehen Krampfadern? „Krampfadern sind meist genetisch bedingt“, sagen die Experten. Das bedeutet: Die Beine der Eltern verraten viel über das eigene Krampfadern-Risiko. Weitere Risikofaktoren sind: langes Stehen und Sitzen, Bewegungsmangel und Übergewicht. „Auch wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt, kann man das mit Sport ausgleichen“, sagt Stark.

Welche Erkrankung steckt dahinter? „In den meisten Fällen ist die Ursache eine Klappeninsuffizienz“, sagt Stark. Das heißt: Die Venenklappen, die den Rückfluss des Blutes verhindern, schließen nicht richtig, das Blut fließt wieder nach unten und der Druck in den Venen erhöht sich. Dadurch treten sie an die Oberfläche. Aber auch ein Verschluss in den tiefen Beinvenen kann zu Krampfadern führen.

Ab wann behandeln?

Wann müssen Krampfadern behandelt werden? Das hängt davon ab, wie stark die Varizen, so der medizinische Begriff, ausgeprägt sind. Sogenannte Besenreiser sind nicht gefährlich und können mittels einer Injektion verödet werden. Eine ausgeprägte Veneninsuffizienz birgt jedoch Gefahren: „Das Risiko von Thrombosen und schmerzhaften Venenentzündungen steigt, Blutgerinnsel können in die Lunge verschleppt werden und zu einer Lungenembolie führen“, sagt Fruhwirth. Außerdem leidet die Haut unter den dicken Venen: Sie wird dünn und trocken, offene Hautstellen können entstehen, die bis zum offenen Bein führen. Krampfadern sollten daher ärztlich beobachtet werden.

Wie kann man Krampfadern behandeln? Als erste Maßnahme können Kompressionsstrümpfe helfen: Sie unterstützen die Funktion der Muskelpumpe und der Venenklappen in den Beinen. Das lindert jedoch nur die Symptome – eine ursächliche Behandlung geht nur chirurgisch. Bei der klassischen Venenoperation, dem Stripping, wird die Stammvene über kleine Hautschnitte entfernt – bei großen Krampfadern ist meist dieser Eingriff nötig. Bei alternativen Verfahren wird die Vene über eine Sonde mittels Laser oder mit einem speziellen Schaum verödet: Dieser Eingriff kann ambulant vorgenommen werden. „Bei mittelgroßen Krampfadern wird heute oft eine Kombination der beiden Methoden eingesetzt“, sagt Stark. Welche Methode zu welchen Krampfadern passt, muss jedoch individuell entschieden werden.

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