Die Frage.Meinem Mann wurde letzte Woche gekündigt, weil er in der Arbeitsstelle Pornos auf seinen Computer geladen hatte. In einer großen Aussprache hat er mir nun gestanden, dass er auch zu Hause, nachmittags in seinem Arbeitszimmer und nachts, wenn ich schlafe, stundenlang Pornos schaut. Ich bin entsetzt und schockiert. Er sagt, er will eigentlich damit aufhören, schafft es aber nicht! Ist mein Mann pornosüchtig?

Psychiaterin Eva Stix antwortet. Das ist eine berechtigte Frage und müsste in einem ausführlichen Gespräch geklärt werden. Die Diagnose Pornosucht orientiert sich nicht an der Tatsache, dass jemand Pornos anschaut und auch nicht an der Menge und Dauer des Konsums. Eine Sucht liegt dann vor, wenn der Betroffene einen quälenden inneren Drang danach verspürt und alle Versuche, sich zu kontrollieren und den Konsum einzuschränken, scheitern. Es besteht ein erheblicher Leidensdruck und es gelingt auch nicht, aufzuhören, wenn wichtige Lebensbereiche wie Arbeit und Beziehung Schaden nehmen.

Eva Stix
Eva Stix © Stephan Friesinger

Der Konsum von Pornographie dient dann oft zur Selbstbehandlung von Gefühlen wie Ängstlichkeit, Depression, Frustration oder Langeweile. Die körpereigenen Glückshormone, die bei sexueller Erregung ausgeschüttet werden, wirken betäubend und euphorisierend. Wie bei Alkoholsucht findet eine Gewöhnung statt und es wird nach stärkeren Reizen gesucht. Manchmal kann gesteigertes sexuelles Verhalten auch organische Ursachen haben, selten tritt es als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auf. Besteht der Wunsch nach einer Behandlung, so können Medikamente, die üblicherweise bei Depressionen eingesetzt werden, ebenso helfen wie eine Sexualtherapie.