Über Leben und Überleben lernt man als Mensch in den zehrenden Untiefen und luftigen Höhen oft am meisten. Veronika Piroutz und Manuel Grabner waren ganz unten. Als Krebspatienten mussten sie erfahren, was sie im tiefsten Inneren ihres Körpers zusammenhält. „Ein normaler Mensch bin ich sicher nicht“, sagt Piroutz heute.
Mit 17 Jahren wurde bei der heute 33-Jährigen Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert.

Manuel Grabner,
Manuel Grabner, © KK

Piroutz rang jahrelang mit dem Tod. Aufgrund eines seltenen Gewebetyps fand die Krebspatientin keinen Stammzellenfremdspender. „Mein Vater erklärte sich bereit, für mich zu spenden“, erinnert sie sich. Veronika Piroutz streifte mit der ­lebensnotwendigen Maßnahme einen Schutzmantel ab, eine Art neues Immunsystem wuchs sozusagen in ihr heran. Der Preis: ein Körper, der sich mittlerweile zwar aus den Scheren des Krebses befreit hat, dafür jedoch empfindlich auf Erreger reagiert. „Eine Darmgrippe endet bei mir im LKH“, merkt Piroutz mit einer Art Humor an, die verblüfft.

Manuel Grabner bekam die Diagnose Leukämie mit 14 Jahren. „Beim Hausarzt, der nicht wusste, was ich habe, wurde ich mit Magnesium abgefertigt, irgendwann waren die Schmerzen dann so groß, dass ich ins Krankenhaus musste“, erinnert sich der 22-Jährige. Mit vielen Schulfreunden brach der Kontakt einfach ab. Die Krankheit schweißte dafür die Familie zusammen. „Auf einmal konnte ich meine Großeltern und deren Beschwerden viel besser nachvollziehen“, erzählt der FH-Student.

Über Krebs zu reden, macht Veronika Piroutz und Manuel Grabner „nichts aus“. Das Wort in den Mund zu nehmen, berge nicht die Gefahr, ­daran zu ­erkranken. Als ausgebildete Survivors besuchen sie, nach dem Vorbild von Hannah Gsell (siehe oben) einmal im Monat die Kinderonkologie. Piroutz möchte in ihrer selbst ernannten ­„Heimat“ eine Alternative zu nicht enden wollenden medizinischen Fachbegriffen bieten und erkrankte Kinder vor dem Verlust der Lebensfreude retten.

„Gesunde Menschen bestehen manchmal förmlich darauf, dass Krebs­patienten unglücklich sind“, stellt sie fest. Manuel Grabner sieht das ähnlich. Er möchte das Thema vom Tabustatus befreien: „Miteinander reden und Erfahrungen austauschen ist wichtig.“ Für ­beide ist die Krankheit ein Lebensbegleiter. „Me and the devil walking side by side“, heißt es in einem berühmten Bluessong. Grabner und Piroutz haben ein Ass im Ärmel: Sie kennen die Hölle, der Teufel aber nicht das Leben.