Herr Professor Gonska, Sie sind Kardiologe und haben Ihren Vortrag beim Internistenkongress in Pörtschach der Frage gewidmet: Wie viel Sport nützt dem Herz? Erklären Sie doch zuerst: Was bringt denn Sport überhaupt für die Gesundheit?
BERND-DIETER GONSKA: Körperliche Bewegung hat einen sehr positiven Effekt! Sie reduziert das Risiko für Brust- oder Darmkrebs, Diabetes und Schlaganfall. Auch Bluthochdruck wird durch körperliche Aktivität besser reguliert. Dass Sport das Leben verlängert, zeigt zum Beispiel auch eine Untersuchung an Tour-de-France-Athleten, die eine um acht Jahre längere Lebenserwartung hatten. Nachdem sie abtrainiert waren, haben sie weiterhin dreimal die Woche Sport betrieben. Die besten Ergebnisse für die Gesundheit zeigt Ausdauersport.

Wie viel und welchen Sport sollte man betreiben?
GONSKA: Ich persönlich empfehle, mindestens jeden zweiten Tag 20 Minuten Sport wie Radfahren, Laufen, Schwimmen oder Nordic Walking zu machen. Bei Letzterem werden alle Muskelgruppen beansprucht. Man sollte nicht länger als 48 Stunden pausieren, sonst ist der Trainingseffekt nicht mehr nachweisbar. Ideal sind fünf bis sechs Mal Bewegung die Woche.

Wie sehr soll man sich dabei anstrengen?
GONSKA: Die Intensität sollte über der alltäglichen Belastung liegen. 15 Minuten sollten schweißtreibender Ausdauersport sein, ohne hecheln zu müssen, fünf Minuten sollten anstrengendes Power-Training sein. Sinnvoll ist eine Pulsfrequenz, die 60 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz beträgt. Seine persönliche Maximalfrequenz kann man bei einer sportmedizinischen Untersuchung feststellen, ungefähr kann man sie so ausrechnen: 220 minus Lebensalter.

Kann ein „Sportherz“ nicht gefährlich sein?
GONSKA: Ein harmonisch vergrößertes Herz bis zu einem Volumen von 13 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht ist nicht krankhaft. Wer intensiv Sport betreibt, sollte regelmäßig den Arzt aufsuchen. Leistungssportler haben oft Vorhofflimmern.

Ist es gesund, einen Triathlon oder Ironman zu absolvieren?
GONSKA: Sport ist gut, aber jedes Extrem ist schlecht. Viele Triathleten müssen ihren Körper malträtieren, weil sie abhängig von den Glückshormonen sind, die danach ausgestoßen werden. Das Mittelmaß ist immer das Beste.