Zunächst könnten Sie mir bitte definieren, was man im buddhistischen Sinne unter Meditation versteht und wozu man sie praktiziert?
BARBARA KLELL: Meditation ist eine Technik, um sein Bewusstsein zu schulen und zu verändern, damit man letztlich die Erleuchtung erlangt. Das bedeutet, frei zu werden von Verblendungen und Leid. Bei uns im Westen wird Meditation oft mit reinen Entspannungstechniken verwechselt. Meditationspraxis ist die Übung der gleichzeitigen Entspannung und höchsten Wachheit.
Wird körperlicher Schmerz in den buddhistischen Lehren anders betrachtet als nach westlicher Sicht? Körperlicher Schmerz resultiert aus buddhistischer Sicht aus dem leidhaften Dasein, das wir hier auf der Erde haben und ist durch Karma bedingt – also durch Ursache und Wirkung. Der Schmerz entsteht durch karmische Anhaftung, die wir durch negative Geisteseinstellungen wie Gier, Hass oder Neid verstärken. Wenn sich diese löst, dann wird der Schmerz zunächst nicht mehr so schwerwiegend und letztlich nicht mehr als solcher wahrgenommen. Dies ist einer der vielen auch in der Wissenschaft belegten körperlichen und geistigen vorteilhaften Veränderungen durch Meditation.
Gibt es verschiedene Meditationstechniken, die man anwenden kann, um mit körperlichen Schmerzen umzugehen? Grundsätzlich brauche ich für Meditation zwei Dinge: Ich brauche Ruhe und Achtsamkeit gleichzeitig. Es gibt verschiedene Methoden, wie die Öffnung der Achtsamkeit in alle Richtungen oder die Konzentration auf ein Objekt, zusätzlich zur kontemplativen Einsichtsmeditation.
Körperliche Schmerzen sind dann am schlimmsten, wenn man sich dagegen wehrt. Eine Methode, mit Schmerz direkt umzugehen, ist diesen anzunehmen. Man merkt zum Beispiel während der Meditation, wenn ich mich bei Rückenschmerzen in den Schmerz hinein entspanne, lässt er nach. Bei einer weiteren Methode ist mein Geist so sehr konzentriert, dass die Möglichkeit besteht, mich geistig vom Schmerz wegzubewegen. Diese beiden Formen werden auch in der Therapie verwendet.
Kann man diese Meditationstechniken auch als Nicht-Buddhist praktizieren? Unsere Kurse bei She Drup Ling sind offen für alle Menschen – man muss also nicht Buddhist sein. Wir haben auch viele Schnupper- und Einsteigerveranstaltungen.