Kennen Sie das auch? Dem Ziehen im Bauch folgt ein ständiger Harndrang, dann: ein Brennen und Stechen beim Harnlassen: Ein Harnwegsinfekt kommt oft „über Nacht“. Erklären können es sich Betroffene meist nicht so recht.
Normalerweise ist das Urin ableitende System des Menschen – der so genannte Harntrakt – frei von Bakterien. Relativ häufig dringen hier jedoch Bakterien ein und verursachen Entzündungen. Diese können mit oder auch ohne Beschwerden einhergehen.

„Das Spektrum reicht von einer sehr schmerzhaften, aber nicht gefährlichen Harnblasenentzündung bis zur gefährlichen Niereninfektion mit Nierenbeckenvereiterung und Blutvergiftung, die ­lebensbedrohlich ist“, heißt es im Patientenratgeber der Öster­reichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie.

Frauen sind viermal häufiger als Männer betroffen, besonders als junge, sexuell aktive Frauen, in der Schwangerschaft und auch in den Wechseljahren. Männer haben zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr häufiger Probleme. Der Grund dafür ist die vergrößerte Prostata, die dem ungestörten Harnabfluss im Weg steht. Harnwegsinfektionen kommen auch bei Kleinkindern vor.

Die Auslöser sind fast immer Bakterien, die aus dem eigenen Darm stammen, unter anderen sind das E.coli-Bakterien. Diese können in der Harnröhre bis in die Blase oder sogar ins Nierenbecken aufsteigen. Ist das Nierenbecken entzündet, nehmen die Beschwerden eine andere Dimension an: hohes Fieber mit Schüttelfrost kommen hinzu. Nierenbeckenentzündungen werden mit Antibiotika erfolgreich behandelt.

Bei sehr starken Beschwerden (aber ohne Nieren- und Nierenbeckenbeteiligung) empfehlen viele Ärzte die Einnahme von Schmerzmitteln und krampflösenden, entzündungshemmenden Medikamenten. „Oft sind auch warme Packungen oder Bäder hilfreich. Wichtig ist auch, dass man trotz der Beschwerden beim Wasserlassen das Trinken nicht einschränkt, damit der Harn verdünnt und der Harntrakt gut durchgespült wird. Verdünnter Harn erschwert den Bakterien das Überleben im Harntrakt“, erklären die Urologen. „Viele Bakterien werden so einfach mechanisch aus den Nieren und der Harnblase ausgeschwemmt.“

Wer zu Harnwegsinfektionen neigt, kann die  Wirksamkeit von Preiselbeeren testen
Wer zu Harnwegsinfektionen neigt, kann die Wirksamkeit von Preiselbeeren testen © KK

Preiselbeer- und Cranberrysaft oder -extrakt zu trinken, hemmt die Anheftung von E.coli-Bakterien an die Schleimhaut des Harntraktes und verringert somit das Risiko von Harnwegsinfekten. Allerdings sind dazu relativ hohe Mengen erforderlich. Preiselbeeren sind also nicht im Akutfall, sondern vorbeugend im Einsatz.

Gerade wer zu wiederkehrenden Infektionen neigt, ist natürlich auf der Suche nach vorbeugenden Maßnahmen. Die wichtigste scheint zu sein, die Darmbakterien bestmöglich vom Harntrakt fernzuhalten. Das ist aber gerade bei der weiblichen Anatomie nicht ganz leicht. Die Harnröhre von Frauen misst nur rund drei bis fünf Zentimeter, weshalb die Nähe zu jenen Bereichen, in denen Bakterien lauern, groß ist. Allein beim Klogehen besteht immer die Möglichkeit, sich anzustecken.
Viel trinken? Bei den Ratschlägen zur Vorbeugung findet sich auch jener, viel Wasser und Tee zu trinken. Doch auch das sollte man nicht übertreiben, denn wer dauerhaft „über den Durst“ trinkt, riskiert andere urologische Probleme. Hintergrund: Die gesunde Blase eines Menschen fasst etwa 500 Milliliter. Wird sie ständig befüllt, aber zu selten geleert, dehnt sie sich langfristig aus. Wer viel trinkt, muss unbedingt auch entsprechend oft aufs Klo gehen. Als „normal“ gilt 4- bis 6-maliges Wasserlassen am Tag und keinmal oder einmal in der Nacht.

Entspannen! Wer hätte gedacht, dass man auch beim Entleeren der Blase etwas falsch machen kann? Ist aber so. Nicht wenige Menschen haben Probleme, ihre Blase vollständig zu entleeren. Dieser Restharn ist anfällig für Keime. Die Österreichische Gesellschaft für Urologie rät dazu, nicht mit der Bauchmuskulatur zu pressen und nicht in angespannter Hockstellung Wasser zu lassen, sondern sich zu entspannen. Das kann man trainieren.