Für die Quitte muss man noch Plädoyers halten. Warum? Weil so viele Menschen sich einfach nicht für sie interessieren. Man glaubt, sie zwischen Äpfeln, Birnen, Zwetschken, Pfirsichen und Marillen nicht zu vermissen. Wer so denkt, hat noch nie einen Raum betreten, in dem ein Kisterl Quitten lagert. Es duftet einfach herrlich – und das oft noch mitten im tiefsten Winter.

„Zu Omas Zeiten“, also in den Generationen vor uns, haben die Menschen die Quitten wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (Tatsache!) und vielen anderen gesundheitlichen Zuschreibungen (sie steckt tatsächlich voll gesunder Stoffe) sehr geschätzt. Früher gab es die Quitten auch in vielen steirischen und Kärntner Gärten. Heute kultivieren sie einige Obstbauern ganz bewusst und bestücken auch die Bauernmärkte mit der roh ungenießbaren, gekocht jedoch betörenden Frucht.

Geschmacklich ist sie zwischen Apfel, Birne, Rose und Zitrone angesiedelt. Die Sträucher sind pflegeleicht und tragen große, apfel- oder birnenförmige, leuchtend gelbe Früchte. Wie Äpfel und Birnen sind Quitten Rosengewächse, die sich (wenn teilweise auch mit recht hohem Aufwand) in vielerlei Erlesenes verwandeln lassen.

Interessanterweise halten viele Menschen Quitten für eine moderne Hybridfrucht. Dabei ist sie sehr alt. Auf ihre lange Geschichte weist sogar unser Wort „Marmelade“ hin, das sich vom portugiesischen Wort für Quitte „Marmelo“ ableitet. Die Römer nannten die Quitte „Wollapfel“ und wiesen damit auf den zarten Flaum hin, der die reife Frucht umgibt. Übrigens: Der goldene Apfel des Paris soll eigentlich eine Quitte gewesen sein, und jene Frucht, die Eva sich vom Baum pflückte, ebenso! Das zu überprüfen, fällt natürlich schwer. Es zu glauben hingegen ganz leicht.

Inge Fasan erzählt in diesem Büchlein aus der Reihe „Kleine Gourmandisen“ (Verlag Mandelbaum) Geschichten über die Quitte – von deren Eros bis zu Omas „Kittenkäs“
Inge Fasan erzählt in diesem Büchlein aus der Reihe „Kleine Gourmandisen“ (Verlag Mandelbaum) Geschichten über die Quitte – von deren Eros bis zu Omas „Kittenkäs“ © KK