Laufschuhe an, ab auf die Bahn und loslaufen. Was für die meisten Menschen keine großen Schwierigkeiten mit sich bringt, außer vielleicht den inneren Schweinehund zu überwinden, ist für blinde oder sehbehinderte Menschen keine so einfache Sache.

Um sich sportlich betätigen zu können, sind sie häufig auf Begleitsportler angewiesen. Diese Erfahrung hat auch Katerina Sedlackova gemacht. Sie selbst ist oft als Begleitsportlerin für ihre Schwester unterwegs und ist ehrenamtliche Sporttrainerin für Sehbehinderte.

Selbstbestimmter Sport

Mit ihrem Start-up "Waibro" wollen Sedlackova und Mitbegründer Philipp Kersch blinden und sehbehinderten Menschen mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit beim Sport ermöglichen. Dazu entwickelten sie den Waibro-Belt, ein Wearable, das mithilfe einer Kamera und Vibrationssignalen dabei unterstützt, in der Mitte der Laufbahn bleiben zu können – ganz ohne Begleitsportler.

Im Waibro-Belt stecken bereits mehrere Jahre Entwicklungszeit, in der Sedlackova und Kersch ihre Expertisen aus den Bereichen des Interaktionsdesigns und der Medizintechnik bündelten. Der erste Prototyp war laut den Jungunternehmern noch recht unpraktisch, was unter anderem hervorstehenden Kabeln geschuldet war.

© Sarina Maigoda/Waibro

Das aktuelle Modell soll erstmals in größerem Stil produziert werden. Damit der Traum des selbstbestimmten Laufens für blinde und sehbehinderte Menschen Wirklichkeit werden kann, ist das Start-up noch auf finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. Mithilfe einer Crowdfundingkampagne via Indiegogo soll diese Hürde geschafft werden. Noch knapp 30 Tage hat das Start-up Zeit, um Unterstützung in Höhe von 35.000 Euro zu sammeln.

Ziel der Kampagne sind im ersten Schritt die Finanzierung der Produktzertifizierung für die EU (CE-Kennzeichnung) sowie ein Antrag für einen Betriebsmittelkredit. In weiterer Folge wollen Sedlackova und ihr Team den Waibro-Belt auch in den USA zertifizieren lassen und Spritzgusswerkzeug anschaffen.

Persönliches Feedback als Schlüsselelement

Derzeit werden die Silikonteile, in denen sich die Vibrationselemente befinden, noch per Hand gegossen und montiert. Sollte das Start-up die finanzielle Hürde von 75.000 Euro schaffen, könnte die Produktion der Teile wesentlich vereinfacht werden.

Im ersten Anlauf möchte das Grazer Start-up 50 Stück des Waibro-Belt für blinde und sehbehinderte Läuferinnen und Läufer produzieren. Damit das Wearable in Zukunft einwandfrei läuft und weiter verbessert werden kann, hat sich das Team ein besonderes Service überlegt: "Die ersten Belts möchten wir im näheren Umfeld haben. So können wir persönlich zu den Trägerinnen und Trägern schauen und Feedback einholen. Damit können wir den Waibro-Belt noch weiter verbessern", so Sedlackova.

Der Waibro im Test

Julian Gimplinger testete den Waibro-Belt im Auftrag der Kleinen Zeitung
Julian Gimplinger testete den Waibro-Belt im Auftrag der Kleinen Zeitung © KLZ/Piskur

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