Sein erstes Mal in einem Rollstuhl war für Nico Langmann schon fast ein euphorisches Erlebnis. Er war damals vier Jahre alt – im Alter von zwei Jahren hatte Langmann einen Autounfall, dessen Folge eine Querschnittslähmung war. Doch einen Rollstuhl hatte er bis zu jenem Tag nicht benutzt. Er besaß gar keinen. Zuhause kletterte und schob er sich durch die Wohnung. Draußen wurde er bis dahin von seiner Mutter mit einem Kinderwagen von A nach B gefahren. Denn in Nico Langmanns Familie gab es vom Tag der Diagnose an einen Leitsatz: „Du wirst wieder gehen können.“

Dass Nico irgendwann wieder laufen wird, war in der Familie mehr als nur ein Traum. Es war eine Zukunftsvorstellung, von der fix angenommen wurde, dass sie eintreten wird: „Meine Eltern sind in einer Zeit aufgewachsen, wo Menschen mit Behinderung kein Teil ihrer Welt waren“, erzählt Nico Langmann in der neuen Folge von „Ist das gesund?“ dem Medizinpodcast der Kleinen Zeitung.

Die Folge: Von frühester Kindheit an wurden Heilerinnen und Heiler auf der ganzen Welt aufgesucht, die viel versprachen, viel Geld verlangten, aber nichts ausrichten konnten. Und von Nico wurde erwartet, dass er es irgendwann schafft, wieder auf zwei Beinen durchs Leben zu gehen: „So hart das klingt, aber es wurde auch als etwas kommuniziert, dass ich zu schaffen habe. Als Kind habe ich oft meinen Eltern vorgespielt, dass ich mich besser fühle, dass die Therapie funktioniert hat, um so die Erwachsenen zufriedenzustellen.“

Im Alter von 17 Jahren zog der Sportler dann einen Schlussstrich und beschloss, nicht mehr zu versuchen, was medizinisch als unmöglich gilt: „Diese Offenheit gegenüber meinen Eltern hat nicht nur von mir, sondern auch von ihnen Druck genommen. Ich musste die Idee vom Gehen loslassen, um mein Leben richtig beginnen zu können.“