Was hat sich in der Behandlung von Long-Covid-Patienten während der letzten zweieinhalb Jahre verändert?
MICHAEL STINGL: Die traurige Erkenntnis ist, dass sich nicht wahnsinnig viel geändert hat. Eine wichtige Veränderung ist, dass es sich nicht mehr nur um eine Einzelmeinung handelt, wenn es darum geht, ob Pacing (siehe links) als Therapieansatz wirksam ist oder nicht. Das wird mittlerweile in Reha-Kliniken umgesetzt und ist auch in den Empfehlungen der WHO enthalten, aber hilft dennoch nicht allen. In Bezug auf Medikamente hat sich wenig bis gar nichts getan, Therapiestudien gibt es kaum. Wir haben Hypothesen, wir versuchen auch, dementsprechend Medikamente einzusetzen, doch diese Hypothesen gehören wissenschaftlich untersucht. Aber da tut sich wohl auch aus finanziellen Gründen zu wenig. Wirklich positiv ist, dass kaum jemand mehr darüber redet, dass Long Covid „nur psychosomatisch“ ist.