Im kommenden Herbst und Winter könnte es zu vermehrten Pneumokokken-Infektionen kommen, befürchten Expertinnen und Experten. "Es ist sogar anzunehmen, dass wir wieder jenes Level an Infektionen erreichen werden, das wir vor der Pandemie hatten, eventuell sogar ein höheres", warnte Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium.

Seit diesem Jahr seien allerdings erstmals neue Konjugat-Impfstoffe vorhanden, die noch mehr Serotypen abdecken als bisher. "Wichtig ist aber vor allem, dass sich die Menschen überhaupt impfen lassen", appelliert Paulke-Korinek. Mit einer neuen Werbekampagne soll auf die Schutzimpfung aufmerksam gemacht werden, unter dem Motto "Pneumokokken stoppen". Ein Vorteil: Die Pneumokokken-Impfungen können auch gleichzeitig mit jenen gegen Influenza oder Covid-19 durchgeführt werden. 

Schulen als Infektionsherd

Im Vorjahr 2021 wurden 404 invasive Pneumokokken-Erkrankungen registriert, gegenüber dem ersten Pandemiejahr 2020 bereits ein deutlicher Anstieg. Gründe seien unter anderem die Schädigung von Schleimhäuten und die damit zusammenhängende geschwächte Immunabwehr nach einer Covid-Erkrankung, aber auch weniger ausgeprägte Hygienemaßnahmen.

Ein wichtiger Infektionsherd seien unter anderem Schulen, denn auch dort fehlen Schutzmaßnahmen wie aus den Vorjahren. "Aus Erfahrung wissen wir, dass es dann noch vier bis acht Wochen dauert, bis diese Infektionen - darunter sind viele Pneumokokken-Infektionen - auch in den Familien ankommen", erläuterte Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf und Leiter des Karl Landsteiner Instituts für Lungenforschung und pneumologische Onkologie.

"Zwar wird die Pneumokokken-Impfung im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms recht gut angenommen, das gilt aber nicht in diesem Ausmaß für Erwachsene", so Paulke-Korinek. Insbesondere Gruppen mit erhöhtem Risiko wie Raucher oder Personen mit erhöhtem Blutdruck seien sich der Gefahr nicht ausreichend bewusst. Neben Menschen mit hohem oder erhöhtem Risiko wird die Impfung laut Österreichischem Impfplan auch allen ab 60 Jahren empfohlen.

Empfohlen ab dem 60. Lebensjahr

Die sequenzielle Impfung, die gegen Pneumokokken eingesetzt wird, ist jene, bei der Impfstoffe gegen verschiedene Serotypen (Variationen innerhalb von Subspezies von Bakterien oder Viren) eines Krankheitserregers mit zeitlichem Abstand hintereinander verabreicht werden. Empfohlen wird diese laut Nationalem Impfgremium für gesunde Erwachsene ab dem vollendeten 60. Lebensjahr und für Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf (Raucher, Personen mit erhöhtem Blutdruck oder Atherosklerose) ab dem 50. Lebensjahr.

Für Personen mit einem hohen Risiko aufgrund chronischer Erkrankungen blutbildender Organe wird eine Wiederholung der sequenziellen Impfungen alle sechs Jahre altersunabhängig und mit einem verkürzten Impfschema empfohlen. Zu diesen chronischen Erkrankungen gehören unter anderem Lungenkarzinome, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krankheiten der Atmungsorgane, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselerkrankungen, Leberzirrhose, chronische Niereninsuffizienz.