Sie forschen seit vielen Jahren intensiv im Bereich der Bewusstseinsveränderung. Ihr Buch "Yoga, Tee, LSD" ist ein wissenschaftlicher Überblick über psychedelische Substanzen und wieweit einige davon therapeutisches Potenzial besitzen. Sie sind außerdem gerade an der weltweit zweitgrößten Studie zur Behandlung von Depression mit Psilocybin aus sogenannten Zauberpilzen beteiligt. Drogen können zum Therapiewerkzeug werden?
ANDREA JUNGABERLE: Ich spreche allgemein lieber von psychoaktiven Substanzen. Als Arzneimittel sind dabei nicht die interessant, die dämpfen oder zu gewissermaßen wackeligen Zuständen führen, sondern die, die Erkenntnisprozesse anregen. Zu Psilocybin sind die Studien in dieser Hinsicht weltweit einfach schon am weitesten fortgeschritten. Daneben steht MDMA, der Wirkstoff von Ecstasy, knapp vor der Zulassung als Arzneimittel. Medikamente müssen allerdings auch sinnvoll ins Gesundheitssystem einzubringen sein, da spielt der Kostenfaktor eine Rolle. Psilocybin und MDMA unterscheiden sich in der Wirkweise zwar wenig, stark aber in der Wirkdauer, die bei Psilocybin mit 5 bis 6 Stunden wesentlich kürzer ist, damit bleiben die Therapieeinheiten eher im leistbaren Rahmen. Diese Medikamente sollen ja nur in Begleitung erfahrener Ärzte und Therapeuten eingenommen werden.