Dass die derzeitige Coronawelle immer höher ansteigt, zeigen die täglichen Neuinfektionszahlen. Doch die Welle ist laut Abwasseranalysen viel größer, als die Fallzahlen wiedergeben. Wie der "Kurier" am Freitag berichtete, zeigen die Daten über die Virenbelastung von Proben aus 108 Kläranlagen, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen zumindest eineinhalb Mal so hoch ist wie die der nachgewiesenen Fälle.

"Die Welle ist ganz klar größer als die Zahlen vermitteln", berichtete der Mikrobiologe Heribert Insam von der Universität Innsbruck. Er ist Projektleiter des Sars-CoV-2-Schulstandortmonitoring Österreich. Dieses wird in 108 Kläranlagen durchgeführt, in deren Einzugsgebiet mehr als 3000 Schulstandorte liegen. Derzeit testen sich hauptsächlich Menschen, die Symptome haben. "Deshalb zeigen uns die Inzidenzen nicht die Wahrheit, sondern führen derzeit zu einer groben Unterschätzung des Infektionsgeschehens", erläuterte Insam dem "Kurier". Denn auch Infizierte ohne Symptome scheiden Virenfragmente aus, die ins Abwasser gelangen.

Die Frage nach der Milde der Erkrankung

Die Belastung des Abwassers mit viraler RNA geht laut dem Experten eindeutig in den Bereich der Delta-Welle im Herbst. Bei Delta gab es aber einen schwereren Erkrankungsverlauf. Die derzeit dominanten Omikron-Subvarianten BA.4/BA.5 sind wiederum infektiöser. Wobei einer der Gründe, wieso die Verläufe bei Omikron milder sind, der Immunitätsstatus der breiten Bevölkerung ist. Viele hatten via Infektion oder Impfung schon Kontakt mit dem Virus. "Die Ungeimpften haben immer noch ein extrem hohes Risiko, schwer zu erkranken – auch bei einer BA.5-Infektion", sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz im Interview mit der Kleinen Zeitung.

Das Schulmonitoring wird laut "Kurier" mit Ende August beendet, übrig blieben dann nur 24 Kläranlagen im Rahmen der Abwasseruntersuchungen des Gesundheitsministeriums. Isam gab sich aber zuversichtlich, dass es gute Gespräche gebe, dass die Tests weitergeführt werden.