Zöliakie, eine Krankheit, die auf Überempfindlichkeit gegenüber in manchem Getreide enthaltenem Gluten basiert, bleibt häufig undiagnostiziert. Das bedeutet, die Betroffenen leiden an Beschwerden wie Durchfall oder auch Bauchschmerzen, wissen aber nicht, warum. „Von etwa 1,2 Millionen Menschen in der Donauregion, die unter dieser Glutenunverträglichkeit leiden, bleiben bis zu 80 Prozent undiagnostiziert und viele Patientinnen und Patienten werden erst mit Verzögerung diagnostiziert, teilweise erst bis zu zehn Jahre nach Auftreten der Erkrankung“, sagt Manuel Prevedel. Alleine an der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz werden etwa jährlich an die 30 Patienten neu mit Zöliakie diagnostiziert und mehr als 300 Kinder und Jugendliche, die an der Krankheit leiden, kontinuierlich betreut.

Prevedel ist Teil des Teams rund um die Pädiatrische Gastroenterologin Almuthe Hauer (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Med Uni Graz), die sich vor allem der Behandlung und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Magen-Darm-bzw. Lebererkrankungen widmet. Die Med Uni Graz bemüht sich im Rahmen des EU-Interreg-Projektes "CD Skills" das Wissen über die Erkrankung in die Bevölkerung zu bringen.

Zöliakie: Die Symptome

Durch eine Glutenunverträglichkeit kommt es bei Zöliakie zu einer Überreaktion des Immunsystems und zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Weil aber die Symptome unterschiedlichst sein können, wird die Diagnose oft nicht gestellt. Rund ein Prozent der Bevölkerung leidet an dieser Erkrankung, wobei sich neun von zehn Betroffenen ihrer Krankheit nicht bewusst sind. „Häufige Magen-Darm-Probleme, Mangelernährung und Gewichtsverlust sowie Wachstumsverzögerung bei Kindern können darauf hindeuten, aber auch Eisenmangel kann ein frühes Zeichen sein“, erklärt Projektkoordinatorin Almuthe Hauer. Auch Kopfweh und Müdigkeit können den Betroffenen zu schaffen machen. 

Risikofaktoren 

Sehr häufig wird Zöliakie im Kindesalter diagnostiziert, auftreten kann diese Erkrankung aber auch bei Erwachsenen. Grundsätzlich sind doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen. Auch erbliche Faktoren dürften eine wesentliche Rolle spielen, denn bis zu 18 Prozent der Verwandten ersten Grades von Patientinnen bzw. Patienten haben ebenfalls eine Zöliakie. 

Folgen der Erkrankung

Nimmt man Gluten trotz Erkrankung zu sich, kann das schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Die schon genannten  Verdauungsprobleme etwa, aber auch Gewichtsverlust oder Anämie (Blutarmut) können die Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen.  Auch chronische Müdigkeit, pathologische Knochenbrüche bei  Osteoporose und Autoimmunhepatitis bis hin zu neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten oder Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern sind dokumentierte und bekannte Folgen. Zöliakie ist zudem oft mit anderen Autoimmunerkrankungen assoziiert, wie etwa Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes mellitus I, die bei adäquatem Zöliakie-Management ebenfalls besser erfasst und somit behandelt werden können. 

Die Zöliakie-Diät

Linderung bringt eine spezielle Diät, die Gluten weitgehend umgeht. „Lebensmittel von Zöliakie-Patientinnen dürfen nur weniger als 20 mg Gluten pro kg Endprodukt oder weniger als 20 ppm enthalten, das heißt weniger als ein halbes Weizenkorn pro Kilogramm Reis beispielsweise", erklärt Hauer. Für zahlreiche Lebensmittel gibt es mittlerweile glutenfreie Varianten, die allerdings wesentlich teurer und für Betroffene viel schwerer leistbar sind. „In Österreich wird für an Zöliakie erkrankte Kinder und Jugendliche die erhöhte Familienbeihilfe gewährt, weshalb wir für die Partnerstaaten in „CD Skills“ diesbezüglich als role model fungieren“, betont die Projektkoordinatorin.