Bei Kälte frieren Hände und Füße besonders leicht. Warum?

Dafür gibt es einen plausiblen Grund: Die Haut an diesen Körperstellen ist sehr dünn. Unter der Haut liegen lediglich der Knochen und etwas Bindegewebe verborgen. Das bedeutet: „Schützendes Fett, das uns wärmen könnte, gibt es nicht“, erklärt Marianne Brodmann, Gefäßmedizinerin am LKH-Universitätsklinikum Graz. Das eintretende Kältegefühl zeigt an, dass sich die Gefäße verengt haben. Um sich selbst zu schützen, hat der Körper die Durchblutung gedrosselt: „Blut, das Wärme spendet, wird bei Kälte nämlich dort gebraucht, wo die wichtigsten Organe sitzen“, sagt die Expertin. Hände und Füße werden als die äußersten und somit nicht so „wichtigen“ Gliedmaßen vernachlässigt und kühlen demnach als Erstes aus.

Wie bekomme ich meine Durchblutung wieder in Schwung?

Grundsätzlich hilft es dem Körper, wenn man den Kreislauf anregt: Das gelingt zum Beispiel durch warm-kalte Wechselduschen und Bewegung an der frischen Luft. Die Gefäßmedizinerin empfiehlt außerdem Paraffinbäder.

Dauerhaft schlecht durchblutete Hände und Füße: Welche Gründe gibt es?

Werden Sie beim Händeschütteln immerzu gefragt, warum Sie kalte Hände haben? Obacht! Nicht immer ist auch der Winter dafür verantwortlich. Mögliche Ursachen gibt es viele. Zum Beispiel einen niedrigen Blutdruck oder Herzschwäche. Schuld kann aber auch ein ungesunder Lebensstil sein. Besonders Raucher laufen Gefahr, unter Gefäßverschlüssen an einzelnen Fingern und Zehen zu leiden. Das könne laut Brodmann auch ein Absterben der betroffenen Gliedmaße bewirken. „Beim Rauchen ist das aber kein Extremfall, sondern das Erstsymptom“, warnt sie. Eine schlechte Durchblutung kann auch auf eine systemische Erkrankung zurückzuführen sein. Kalte Extremitäten sind zum Beispiel Symptome einer systemischen Sklerodermie oder eines Lupus. Und klagen Menschen mit Diabetes über kalte Füße, hat das vor allem einen Grund: „Die Krankheit schädigt die Nerven“, sagt die Ärztin und ergänzt: „Das beeinflusst auch die Temperaturregelung in den Beinen.“

Weiße Finger, große Schmerzen: Was ist das Raynaud-Phänomen?

Kommt der Winter, beginnt der Spießrutenlauf aufs Neue: Leidet jemand unter dem Raynaud-Phänomen, im Volksmund auch „Weißfingerkrankheit“ genannt, weist er eine Durchblutungsstörung auf. In der Regel ausgelöst durch Kälte, treten bei einem Anfall Taubheitsgefühle und eine schmerzhafte Blutleere auf. Zudem beginnen sich die Finger der Betroffenen zu verfärben. Das Farbspektrum reicht von Blau über Weiß bis Rot. Ein Krankheitswert bestünde laut Marianne Brodmann allerdings nicht:
Die Beschwerden treten meistens schon in der Pubertät auf und die Erkrankung selbst liegt oft in der Familie. Wobei es Frauen deutlich öfter trifft als Männer. Wie viele Menschen betroffen sind, lässt sich nicht genau sagen. Nach Schätzungen der National Institutes of Health leiden in den USA etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung am Raynaud-Syndrom. Die „Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin“ berichtet, dass „in Europa fünf bis zwanzig Prozent der Bevölkerung an einem Raynaud-Phänomen erkranken“. In Nordeuropa sollen mehr Menschen betroffen sein als im Süden. Warum das Raynaud-Phänomen auftritt, ist noch nicht bekannt. Bei einigen Fällen ist die Ursache aber in einer anderen Erkrankung zu finden.

Bei welchen Alarmsignalen muss ich dringend zum Arzt?

Wird lediglich ein Arm oder ein Bein von akuter Kälte ereilt, empfiehlt sich eine Untersuchung. Auch Beschwerden wie Hautverfärbungen oder offene Stellen sollten rasch kontrolliert werden: „Der beste Ansprechpartner ist der Hausarzt. Alternativ wird Ihnen bei einem Gefäßspezialisten geholfen“, weiß Marianne Brodmann.