1. Was sind Kreidezähne und woran kann man sie erkennen?

Von Kreidezähnen ist dann die Rede, wenn Zähne tatsächlich ein ähnliches Erscheinungsbild wie Kreide haben. „Die Zähne werden rau, zerfurcht, bröselig und im schlimmsten Fall splittern sogar Teile davon ab“, erklärt die Kinderzahnärztin Sabine Wenger. Die Erkrankung kann man in vielen Fällen an den weißlich-gelben bis gelb-braunen Flecken erkennen, die sich auf der Oberfläche der bleibenden Backen- und Schneidezähne bilden. Nicht selten werden die Verfärbungen fälschlicherweise für Karies gehalten. Dabei handelt es sich bei Kreidezähnen um eine Mineralisationsstörung. Das heißt: Der Zahnschmelz ist viel zu weich, weil er es nie geschafft hat, sich richtig auszuhärten.

2. Sind Kreidezähne ein rein ästhetisches Problem oder verursachen sie auch Schmerzen?

Expertin Sabine Wenger klärt auf: „Patienten leiden nicht selten unter Schmerzen, da ihre Zähne sehr empfindlich auf Hitze und Kälte reagieren.“ Auch das Zähneputzen könne schnell zur Qual werden. Ein Teufelskreis, denn wird aus diesen Gründen die Mundhygiene vernachlässigt, fördere das wiederum Karies. Aber nicht nur das: Zahnschmelz ist im Idealfall die härteste Substanz im menschlichen Körper. Es ist seine Aufgabe, wie eine natürliche Schutzhülle die Zähne zu stärken. Ist der Zahnschmelz porös, kann er dem großen Druck, der bei der Zerkleinerung unserer Nahrung entsteht, nicht standhalten. Das hat im schlimmsten Fall zerbröselnde Zähne zur Folge.

3. Wer leidet an dem Zahnschmelzdefekt?

In der Regel sind Kinder und Jugendliche betroffen. Und zwar gar nicht so selten: Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde warnt nicht nur vor Kreidezähnen, sondern bezeichnet sie sogar als eine „neue Volkskrankheit“. Schätzungen zufolge leiden zehn bis 15 Prozent der Kinder in Deutschland unter Kreidezähnen. Bei den Zwölfjährigen ist sogar jeder dritte Jugendliche davon betroffen. Außerdem seien Kreidezähne in dieser Altersgruppe mittlerweile ein größeres Problem als Karies. Laut Sabine Wenger dürften sich die Zahlen in Österreich in etwa auf denselben Wert einpendeln.

4. Wieso kommt es zu dieser Erkrankung?

Die Ursachenforschung hat bis jetzt noch keine Antwort auf diese Frage gefunden, weshalb es auch keine wirksame Prävention dagegen gibt. Sicher ist laut Expertin Wenger nur, dass „die Entwicklung der betroffenen Backen- und Schneidezähne bereits im achten Schwangerschaftsmonat beginnt und im vierten Lebensjahr endet“. Das bedeutet: Ob ein Kind Kreidezähne bekommt, wird vielleicht schon im Mutterleib oder im Kleinkindalter bestimmt. Und zwar, indem die Entwicklung des Zahnschmelzes von einem äußeren Einfluss gestört wird. Gesundheitsexperten ziehen dafür verschiedene Gründe in Betracht. „In Fachkreisen werden Erkrankungen der oberen Luftwege, Antibiotikatherapien sowie Weichmacher aus Plastik, die über die Nahrung aufgenommen werden, als Ursachen gehandelt“, erzählt Wenger und betont zusätzlich: „Es ist ein Irrtum, dass Kreidezähne durch mangelnde Mundhygiene ausgelöst werden.“

5. Was haben Kreideflecken mit Kreidezähnen zu tun?

Gar nichts. Hierbei herrscht lediglich wegen der ähnlichen Bezeichnung Verwechslungsgefahr. Kreideflecken können – im Gegensatz zu den Kreidezähnen – alle Zähne betreffen. Zu Kreideflecken kommt es zum Beispiel, weil dem Patienten zu viel Fluorid verabreicht wurde oder sich wegen der Entkalkung des Zahnschmelzes Karies ankündigt. „Es kann auch sein, dass der bleibende Zahn von einem Milchzahntrauma einen weißen Fleck davongetragen hat“, ergänzt die Expertin. Unsicheren Eltern empfiehlt sie in jedem Fall einen Zahnarztbesuch mit dem betroffenen Kind.

6. Wie werden Kreidezähne therapiert?

„Wichtig ist eine engmaschige Kontrolle“, sagt Wenger. Fluorid-Lacke und Kalziumphosphat-Pasten können den porösen Zahnschmelz zumindest vorübergehend stärken. Auch eine Füllungstherapie kann helfen. Ist die Erkrankung jedoch zu weit fortgeschritten, müssen die betroffenen Zähne entweder mit einer Krone überzogen oder in besonders schlimmen Fällen entfernt werden.