1. Zu groß, zu klein: Wann ist mein Kind „normal“ groß?

Welche Größe für ein Kind „normal“ ist, wird über den sogenannten familiären Zielbereich definiert, wie Elke Fröhlich-Reiterer, Kinderfachärztin an der LKH-Uniklinik Graz erklärt. „So errechnen wir jene Größe, die Kinder aufgrund der genetischen Voraussetzungen erreichen können“, sagt Fröhlich-Reiterer (siehe Infobox). Anhand von Wachstumskurven könne dann der Verlauf des Wachstums über die Jahre kontrolliert werden.

2. Außer der Gene: Was hat noch Einfluss auf das Wachstum eines Kindes?

Herkunft und Ernährung sind weitere Faktoren: „Wenn Kinder fehlernährt sind, weil sie zum Beispiel nur spezielle Dinge essen, hat das Auswirkungen auf das Größenwachstum.“ Aber auch chronische Erkrankungen wie die Gluten-Unverträglichkeit (medizinisch: Zöliakie) oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, die noch nicht diagnostiziert wurden, können Ursachen sein. „Bei diesen Erkrankungen ist es meist so, dass die Kinder zuerst nicht mehr an Gewicht zunehmen, später ist dann auch das Größenwachstum beeinflusst.“

3. Was sind Alarmzeichen, die zum Arzt führen sollten?

Weichen Kinder sehr stark von ihrer berechneten Wachstumskurve (Perzentile) ab oder stoppt das Wachstum völlig, ohne dass es eine ersichtliche Ursache (z. B. schwere Erkrankung) gibt, sind das laut der Expertin Warnzeichen.

4. Was können Ursachen für ein verändertes Wachstum sein?

Ist nur das Größenwachstum des Kindes verändert, kann häufig eine hormonelle Ursache dahinterstecken - wie ein Mangel an Wachstumshormonen. „Bei einem kompletten Wachstumsstopp sollte man unbedingt den Kinderarzt aufsuchen“, sagt Fröhlich-Reiterer. Es gebe aber auch Kinder, deren Knochen langsamer reifen, sie kommen später in die Pubertät, wachsen später, das sei aber keine krankhafte Veränderung. Weiters gibt es Kinder, bei denen die Proportionen nicht stimmen: Der Oberkörper ist lang, die Arme und Beine sind im Vergleich aber kurz - hier kann eine Störung im Knochenstoffwechsel dahinterstecken.

Elke Fröhlich-Reiterer
Elke Fröhlich-Reiterer © LKH Graz

5. Können Wachstumsstörungen therapiert werden?

Ein Mangel an Wachstumshormonen kann laut Fröhlich-Reiterer sehr gut durch Hormongaben behandelt werden. Bei den Störungen im Knochenstoffwechsel werden Medikamente gerade erst erforscht.

6. Wann ist ein Mensch ausgewachsen?

Dazu muss das Knochenalter festgestellt werden: Dazu wird die linke Hand geröntgt und anhand dieser Bilder und der Entwicklung der Wachstumsfugen kann das Alter des Knochens festgestellt werden - so zeigt sich, ob Kinder im Knochenwachstum jünger oder älter sind als ihr „chronologisches“ Alter.

In diesem Sinne gibt es auch ein Knochenalter, in dem man ausgewachsen ist: Bei den Burschen ist das mit Knochenalter 18 Jahre, bei Mädchen Knochenalter 16 Jahre. „Ein Mädchen, das früh die Regel bekommen hat, kann mit 14 schon ein Knochenalter von 16 Jahren haben und damit kann das Wachstum abgeschlossen sein“, sagt Fröhlich-Reiterer.