Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo mit der Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands eine außergewöhnliche Maßnahme ergriffen. Die Weltgemeinschaft müsse ihre Anstrengungen zur Bekämpfung der lebensgefährlichen Infektionskrankheit in dem armen zentralafrikanischen Land verstärken, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. Hilfsorganisationen wie Unicef und das Rote Kreuz begrüßten die Entscheidung der WHO.

Die WHO verhängte den Gesundheitsnotstand nach dem Tod eines Ebola-Patienten in der Hafenstadt Goma, der an der Grenze zu Ruanda liegenden zweitgrößten Stadt im Kongo. Im Juni waren außerdem zwei Ebola-Fälle im Nachbarland Uganda registriert worden. Seit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie im vergangenen August im Osten des Kongo haben sich 2500 Menschen mit dem Virus infiziert, fast 1700 von ihnen starben.

Die Experten des WHO-Notfallkomitees, die am Mittwoch zu Beratungen in Genf zusammengekommen waren, äußerten ihre "Enttäuschung über die Verzögerungen bei der Finanzierung" von Hilfsmaßnahmen wegen der Ebola-Epidemie im Kongo. Es wird damit gerechnet, dass die UNO in den kommenden Tagen einen Spendenaufruf für den Kampf gegen Ebola im Umfang von mehreren hundert Millionen Dollar startet.

Zugleich appellierten die WHO-Experten, die anderen Länder dürften die Infektionskrankheit "nicht als Ausrede für Beschränkungen des Handels und von Reisen" nutzen, da dies den Kampf gegen die Epidemie behindern und das Leben der Menschen in der Region beeinträchtigen würde. Bisher hat die WHO erst vier Mal den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen: 2009 wegen der Verbreitung des H1N1-Schweinegrippe-Virus', 2014 wegen der Kinderlähmung und der verheerenden Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone sowie 2016 wegen der Ausbreitung des Zika-Virus in Lateinamerika.

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung befürwortete die Entscheidung. "Wir hoffen, dass dies die nötige internationale Aufmerksamkeit schafft", erklärte die Organisation. Die Hilfsorganisation Save the Children erklärte in Berlin, die Ebola-Epidemie sei in den vergangenen Tagen "kurz davor" gewesen, "völlig außer Kontrolle zu geraten". Die Hilfsorganisation World Vision nannte die Entscheidung einen "Weckruf". Es sei zu hoffen, dass dadurch Mittel freigesetzt würden, "um lebensrettende Hilfen zu bringen und eine Ausbreitung der Krankheit auf weitere Regionen oder instabile Nachbarländer wie den Südsudan zu verhindern".

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hob hervor, dass vor allem Kinder gefährdet seien. "Ebola ist unerbittlich, deshalb müssen wir auch unerbittlich gegen eine Ausbreitung kämpfen", erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore in New York. Der kongolesische Gesundheitsminister Oly Ilunga Kalenga reagierte auf die WHO-Entscheidung mit Skepsis. Er hoffe, die Verhängung des internationalen Gesundheitsnotstands sei nicht das Ergebnis "des Drucks verschiedener Gruppen", die damit Hilfsgelder für humanitäre Hilfe eintreiben wollten.

Er rief die Hilfsorganisationen zu "mehr Transparenz und Rechenschaft" hinsichtlich des Einsatzes der Hilfsgelder auf. Beim Ebola-Virus leiden die Betroffenen an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall sowie in heftigen Fällen an inneren Blutungen und Organversagen. Die Krankheit endet in etwa der Hälfte der Fälle tödlich. Unter Menschen reicht schon eine Berührung zur Infektion mit dem Virus. Ein neuer Impfstoff hilft aber bei der Eindämmung der Krankheit.

Im Kongo wird der Kampf gegen Ebola durch Angriffe auf Behandlungszentren und medizinisches Personal erschwert. Laut der Mitteilung von World Vision gab es seit Jänner bereits fast 200 derartige Angriffe. Sieben Gesundheitsfachkräfte seien dabei getötet worden.