Zu wenig Arbeit ist schlecht und zu viel Arbeit ist schlecht. Doch wieviel Arbeit wäre ideal für die psychische und physische Gesundheit?

Zahlreiche Studien haben bestätigt, dass ein Leben ohne geregelte Beschäftigung – vor allem wenn der Zustand lange andauert – negative Folgen auf Körper und Psyche hat. Selbstwert und Zufriedenheit schwinden und man fühlt sich sozial ausgeschlossen, Ängste, Schlafstörungen oder Depressionen können die Folge sein.

Arbeitslose leiden häufig unter Übergewicht, Bluthochdruck und Erschöpfung. Verstärkt werden die Auswirkungen durch einen ungesunden Lebensstil, den Betroffene angesichts der Aussichtslosigkeit oft pflegen, berichtet orf.at.

Wo liegt das Optimum?

Aber auch zu viel Arbeit hat Folgen, wie ein Team um Daiga Kamerade von der University of Cambridge in ihrer aktuellen Studie zu Arbeitszeit betont. Überarbeitung kann zu Erschöpfung, Burnout, Stress und Depressionen führen. Als zu viel gelten laut den europäischen Richtlinien mehr als 48 Stunden pro Woche.

Wo liegt nun der richtige Mittelwert? Das wurde in dieser Untersuchung erstmals erhoben - die Forscher wollten jene Arbeitsdosis ermitteln, bei der Menschen am gesündesten sind und sich wirklich wohl fühlen.

Als Basis verwendeten die Forscherinnen und Forscher Daten von mehr als 71.000 Personen aus der UK Household Longitudinal Study, die größte soziologische Langzeitstudie der Welt.

Schon ein Tag Arbeit reicht aus

Die Auswertung ergab: Schon wenige Arbeitsstunden (eine bis acht) reichen für eine deutlich Verbesserung der allgemeinen psychischen Gesundheit. Im Schnitt kam es zu einer Steigerung von etwa 30 Prozent. Bei der Lebenszufriedenheit war das Ergebnis ähnlich, zumindest bei den Männern. Bei den Frauen steigt die Zufriedenheit erst bei etwa 20 Arbeitsstunden um denselben Wert.

Längere Arbeitszeiten führten jedoch zu keinen weiteren signifikanten Steigerungen, nur über 40 Stunden baut das allgemeine Befinden wieder ab. Laut den Forschern scheint die „effektivste Dosis“ ungefähr ein Arbeitstag zu sein, darüber hinaus tut sich nicht mehr viel – entscheidend dürfte der Wechsel von der Arbeitslosigkeit zur Beschäftigung sein. Der Job an sich bzw. die Entlohnung hatte laut den Forschern kaum einen Einfluss auf die Ergebnisse, nur die Zufriedenheit mit dem Job spielte eine gewisse Rolle.

Arbeitszeit umverteilen

„Die Grundlage unserer 40-Stunden-Woche war niemals die, wie viel Arbeit gut ist für die Leute. Unsere Studie zeigt, dass Microjobs denselben psychologischen Nutzen haben können wie Vollzeitbeschäftigungen“, erklärt Koautor Senhu Wang in einer Aussendung; dabei sei natürlich auch die Qualität der Arbeit entscheidend. Unsichere Jobs und unmenschliche Arbeitsbedingungen können und werden das Wohlbefinden niemals steigern, so Wang.

Zukunft der Arbeit

Die Ergebnisse hätten auch Implikationen für die Zukunft der Arbeit. Langfristig könnte eine Vier-Tage-Woche Standard oder Urlaubszeiten ausgeweitet werden. Die Umverteilung hätte noch andere positive Nebenwirkungen, schreiben die Forscher: Unter anderem würde die Produktivität steigen und sich die Work-Life-Balance verbessern.