Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns eingestehen müssen: Das war wohl nichts.“ Mit diesen Worten erklärt Reinhold Schmidt, Neurologe am LKH-Uniklinikum Graz, warum die Alzheimer-Forschung zurück an den Start muss. Vergangene Woche wurden zwei weitere Studien zu einem Ansatz gestoppt, in die man große Hoffnungen gesetzt hatte.

Das Ziel war es, einen Wirkstoff zu finden, der die krankhaften Ablagerungen des Eiweißes Beta-Amyloid aus dem Gehirn bringt – eine Impfung gegen Beta-Amyloid war der Hoffnungsträger, doch der Ansatz zeigte keine Wirkung in der Behandlung von Patienten. „Das ist ein massiver Rückschlag für die Forschungsszene und es ist zu befürchten, dass sich weitere Pharmafirmen aus der Alzheimer-Forschung zurückziehen“, sagt Schmidt.

Reinhold Schmidt, Neurologe
Reinhold Schmidt, Neurologe © LKH


Wie kann es nun weitergehen? Einerseits würden sich Studien nun auf das Tau-Eiweiß, ein weiteres Ablagerungsprodukt, das bei Alzheimer eine Rolle spielt, konzentrieren. Ein anderer Ansatz: „Es gibt auch die These, dass eine chronische Entzündungsreaktion hinter Alzheimer steckt“, sagt Schmidt. Auf die krankhaften Ablagerungen im Gehirn könnte der Körper mit einer übersteigerten Aktivität von Entzündungszellen reagieren – diese chronische Entzündung könnte das Gehirn schädigen und den Krankheitsverlauf antreiben.

"Um Jahre verzögert"

Was auch immer sich als vielversprechend herausstellt – die Suche nach einer Alzheimer-Heilung habe sich „um Jahre verzögert“. Es ist aber nicht alles hoffnungslos: Einerseits gibt es Medikamente, die den Verlauf der Krankheit verzögern können. Und: Jeder kann selbst viel dafür tun, um sein Gehirn fit zu machen und eine sogenannte kognitive Reserve aufzubauen, durch die das Gehirn krankhafte Veränderungen ausgleichen kann (siehe Infobox).