Hirnblutung, Hirnschwellung, Krampfanfälle: So abscheulich liest sich die Liste der Folgen, die ein sechs Monate altes Mädchen von einem Schütteltrauma davontrug. Ihr eigener Vater soll sie so heftig geschüttelt haben, dass das Mädchen lebenslang unter den Folgen leiden wird – der Fall wurde diese Woche in Graz verhandelt, der Angeklagte, der sich Bedenkzeit erbat, zu 40 Monaten Haft verurteilt.

Können solche Verletzungen einem Baby auch unbeabsichtigt zugefügt werden? Welche anderen Verletzungen können passieren, wenn man Kinder falsch hält oder trägt? Das haben wir Johannes Schalamon, Kinder- und Jugendchirurg an der LKH-Uniklinik Graz und Vizepräsident von „Große schützen Kleine“ gefragt.

„Studien haben gezeigt, dass es nicht passieren kann, ein Kind unabsichtlich so fest zu schütteln, dass Folgeschäden entstehen“, sagt Schalamon. In diesen Untersuchungen erkannten die Teilnehmer problemlos, wann eine Babypuppe zu heftig geschüttelt wurde – somit sollte der gesunde Menschenverstand jedem zeigen, wann es zu viel ist.

Dunkelziffer möglich

„Es ist auch möglich, dass es beim Schütteltrauma eine große Dunkelziffer gibt, da nicht jeder Fall im Krankenhaus endet“, sagt Schalamon – das könnten Kinder sein, deren Entwicklung plötzlich nicht mehr jener der Altersgenossen entspricht. Ein Schütteltrauma könnte die Ursache für die Hirnveränderungen sein.

Es gibt noch weitere Arten, sein Kind zu behandeln, von denen der Arzt abrät: „Kleine Kinder an den Händen hochzuheben oder am Arm nach oben zu ziehen, wenn sie stolpern, kann zu Verletzungen führen.“ Es besteht die Gefahr, den Ellenbogen auszuhängen – auch das sogenannte „Flieger-Spiel“, Kinder werden an den Händen im Kreis gedreht, könne zu dieser Verletzung führen. „Kindern macht das zwar Spaß, aber das Verletzungsrisiko besteht“, sagt Schalamon.

Generell sollten Kinder bis zum Alter von drei Jahren nicht an Händen oder Beinen hochgehoben werden. Eine weitere Verletzungszone kann das Bett sein – aber nicht das gesicherte Kinderbettchen, sondern das Bett der Eltern, aus dem kleine Kinder leicht herausfallen können. „Zum Beispiel wenn sie im Spiel aufs Bett geworfen werden“, sagt Schalamon. Das Purzeln aus dem Elternbett sei einer der Hauptgründe für Verletzungen im Kleinkindesalter.

Außerdem dürfe nie vergessen werden, dass die Nackenmuskulatur von Babys in den ersten Lebensmonaten nicht kräftig genug ist, um den Kopf zu halten: „Beim Tragen darauf achten, dass der Kopf gestützt wird“, erinnert Schalamon.

"Bitte nicht schütteln"

In Fällen von Schütteltraumata heißt es oft: Das Baby habe so stark geschrien und sich nicht beruhigen lassen. „Schreien ist die einzige Möglichkeit eines Babys, sich auszudrücken“, sagt Schalamon. Ist es hungrig, müde, ist es zu heiß, ist die Kleidung zu eng – für Eltern gilt es, die Ursache zu finden. „Manchmal schreien Babys einfach“, sagt Schalamon – dann gelte es, die Nerven zu bewahren, sich abzulenken oder sich Hilfe zu holen, um kurz durchzuatmen. Das Baby in den Armen zu schaukeln, es zu streicheln oder spazieren zu gehen könne helfen – „aber bitte nicht schütteln“, sagt Schalamon.