Übersetzt bedeutet Shiatsu so viel wie „Fingerdruck“: „Darunter sind achtsame Berührungen, die mit Fingerspitzen, Handballen, Ellenbogen, Knien oder Füßen ausgeübt werden, zu verstehen“, erklärt Alexander Tavakoli, Leiter der Internationalen Shiatsu Schule Österreich (ISSÖ).

Beim Shiatsu geht man wie bei der Akupunktur davon aus, dass der Körper aus Energiebahnen, sogenannten Meridianen, besteht, durch die Lebensenergie fließt. Durch die Berührung sollen bestehende Blockaden wieder (auf)gelöst werden. „Eine Shiatsu-Behandlung wird am Boden auf einer Matte durch indirekte Berührung, also bekleidet, oder im direkten Hautkontakt ausgeübt. Auch weitere vitalisierende Techniken wie Dehnungen oder Rotationen werden genutzt, jedoch ohne die Verwendung von Hilfsmitteln“, betont Tavakoli.

Woher kommt der Boom?

Was in der traditionellen chinesischen und japanischen Medizin bereits seit Jahrtausenden seine Anwendung findet, wurde ins westliche Gesundheitswesen erst im letzten Jahrhundert sukzessive integriert. Immer mehr Menschen auch im europäischen Raum nehmen Shiatsu-Behandlungen in Anspruch, trotz der hohen Preise. Doch woher kommt dieser Boom?

„In der Schulmedizin wird der Blick lediglich auf das körperliche Symptom gerichtet. Der Mensch ist aber eine untrennbare Einheit aus Körper, Geist und Seele – genau das wird bei Shiatsu als ganzheitliche Behandlungsmethode berücksichtigt“, sagt Physiotherapeutin Theresa Oberhofer, die auch als Shiatsu-Praktikerin tätig ist.

Führt eine medizinische Behandlung nicht zum Erfolg, erhoffen sich viele Menschen mit Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden oder Schlafproblemen Heilung durch alternative Behandlungsmethoden. „Regeneration kann nur geschehen, wenn wir lernen, uns tiefer zu entspannen, unser inneres Gleichgewicht finden und wir uns mit uns selbst wieder verbundener fühlen“, sagt Oberhofer.

Die Körperarbeit ersetzt allerdings keine medizinische Behandlung bei akuten Erkrankungen: „Shiatsu wirkt vor allem in der Prävention, in der Gesundheitserhaltung, aber auch in der Rehabilitation. Unterstützend kann die begleitende Behandlung in der Psychotherapie und bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden“, sagt Daniela Hammer, Mitglied des Dachverbandes für Shiatsu.

Auch Bernhard Taxer, Physiotherapeut und Lehrender an der FH Joanneum, sieht im Shiatsu eine Ergänzung zu herkömmlichen medizinisch-therapeutischen Maßnahmen, warnt jedoch gleichzeitig davor, es als Allheilmittel zu sehen: „Shiatsu kann eine effektive Wirkung haben und die Entspannung der Muskulatur fördern. Allerdings hat die Behandlung, da sie rein passiv genossen wird, keinen nachhaltigen, nur einen kurzfristigen Nutzen. Der Patient muss daher unbedingt in Selbstwirksamkeit gebracht und, je nach medizinischer Diagnose, selbst aktiv werden.“

Kasse zahlt nicht

Bereits seit 20 Jahren ist Shiatsu in Österreich als eigenständige Berufsausbildung anerkannt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten jedoch nicht, da Shiatsu zwar gewerblich, jedoch nicht wissenschaftlich anerkannt ist. „Viele Zusatzversicherungen decken Shiatsu-Behandlungen allerdings ab“, so Alexander Tavakoli. Es gilt also, in Eigenverantwortung und am besten in Absprache mit einem Mediziner die geeignetste Behandlungsmethode für seine Leiden zu finden.