
Herr Markram, im Buch „Der Junge, der zu viel fühlte“ wird eindrücklich Ihre Vater-Sohn-Geschichte beschrieben, die das Verständnis von Autismus völlig verändern sollte. Wie haben Sie bemerkt, dass Ihr Sohn Kai anders ist?
Henry Markram: Schon kurz nach der Geburt dachten wir, irgendwas ist anders als bei seinen beiden älteren Schwestern. Er hatte diese großen Augen, diesen Blick. Die waren immer in Bewegung, fast wie im Alarmbetrieb. Wir haben uns Sorgen gemacht, aber die Ärzte sagten, alles sei in Ordnung. Da habe ich mich darüber sogar gefreut, habe zu meiner Frau gesagt: ,Er ist eben ein waches Kind, er will die Welt kennenlernen.‘ Als er aber sehr spät anfing zu sprechen und unter innerer Unruhe litt, machten wir uns wieder Sorgen. Wir waren wie alle anderen Eltern auch, reisten von Arzt zu Arzt. Die Ärzte diagnostizierten schließlich ADHS – das wird oft anfangs mit Autismus verwechselt.