Das gebrochene Herz gibt es nicht nur sprichwörtlich als Folge einer Trennung von einem geliebten Menschen. Nein, das gebrochene Herz zeigt sich auch als „echte“ Herzerkrankung: Im Jahr 1990 von japanischen Medizinern erstmals beschrieben, ist das „Broken Heart Syndrome“ eine akute Funktionsstörung des Herzens, die meist nach einem traumatischen Ereignis auftritt.

Der Tod des langjährigen Partners, eine schmerzhafte Trennung, ein Überfall oder die Diagnose einer schweren Krankheit: All diese Erlebnisse können zum Broken Heart Syndrome, das auch Stress-Kardiomyopathie genannt wird, führen. Betroffen sind zu 90 Prozent Frauen im höheren Alter.

Kein verstopftes Gefäß

„Das Syndrom macht die Beschwerden eines Herzinfarkts“, sagt Andrea Podczeck-Schweighofer, Präsidentin der kardiologischen Gesellschaft. Schmerzen in der Brust, ein Engegefühl, Übelkeit und Bewusstlosigkeit zählen zu diesen Symptomen. „Doch bei der Herzkatheter-Untersuchung findet man kein verstopftes Gefäß“, sagt Podczeck-Schweighofer.

Die Ursache eines Herzinfarkts ist meist eine Gefäßverkalkung, die zum Verschluss eines der Herzkranzgefäße führt. Beim „gebrochenen Herzen“ jedoch sind die Auslöser vermutlich die überschießenden Stresshormone im Körper: Sie führen dazu, dass der Herzmuskel nicht mehr richtig arbeitet und die Pumpleistung massiv eingeschränkt wird.

"Kann tödlich enden"

„In der Akutsituation kann das Syndrom tödlich enden“, sagt die Expertin, da es zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen könne. Doch meist ist es ein vorübergehendes Phänomen, das Herz erholt sich vollständig. Auch ist die Erkrankung selten: Laut der Expertin würden ein bis zwei Prozent der Frauen, die wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus kommen, eigentlich an gebrochenem Herzen leiden.

Dass Seele und Herz in engem Zusammenhang stehen, wurde auch schon anhand der Depression gezeigt. „Die Depression ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Podczeck-Schweighofer. Münchener Forscher zeigten, dass die Depression bei Männern das Risiko für Herzinfarkt & Co. ebenso erhöht wie Übergewicht oder hohe Cholesterinwerte.

Der Psychiater Arno Deister beschreibt, dass die Depression eine Form von massivem Stress sei: Die Stresshormone würden in den Stoffwechsel eingreifen und die Gefäße schädigen. Daher solle man bei Herzrisikopatienten abklären, ob sie zusätzlich auch an einer Depression leiden.