Spermidin, dieser körpereigene Stoff, der in höchster Konzentration in der Samenflüssigkeit vorkommt, hat wohl großes Potenzial für unsere Gesundheit: Schon im Jahr 2013 sorgte der Grazer Forscher Frank Madeo (Uni Graz) für weltweites Aufsehen, als er zeigte, dass Spermidin ein Mittel gegen Alzheimer sein könnte. Und nun hat Madeo mit seinem Team gezeigt, dass Spermidin nicht nur das Gehirn, sondern auch das Herz "verjüngen" könnte.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in westlichen Ländern. Falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Bluthochdruck können dem Herzen massiv schaden und machen Menschen im Alter zunehmend anfälliger für Erkrankungen der "Pumpe" und der Blutgefäße. Und weil immer mehr Menschen immer älter werden, steigt auch die Zahl der Herzerkrankungen - selbst bei jenen, die gesund gelebt haben.

Frank Madeo, Uni Graz
Frank Madeo, Uni Graz © Kleine Zeitung

Noch kein Mittel zur Vorsorge

Herzmuskelsteifigkeit und Verdickung der linken Herzkammer sind häufige Begleiterscheinungen des Alterns, die letztlich das Risiko für Herzversagen erhöhen. Aber: Eine gezielte Behandlung und Möglichkeiten, gezielt vorzusorgen gibt es noch nicht. Der Grund: Das Wissen über die grundlegenden Mechanismen für die fortschreitende Verschlechterung der alternden Herzen fehlt, erklärt Madeo, der am Institut für Molekulare Biowissenschaften forscht.

Madeo und sein Team hat nun gezeigt, dass Spermidin die Lebensdauer und die Herz-Kreislaufgesundheit verbessern kann - erwiesenermaßen bei Mäusen und Ratten, wahrscheinlich auch beim Menschen.

Zellerneuerung

Diese Selbstreinigungsprozess können Hungerperioden ankurbeln  aber eben auch die Substanz Spermidin, wie Madeo und Tobias Eisenberg schon 2009 herausgefunden haben. In Labortests haben die Grazer Forscher gesehen, dass die Gabe von Spermidin die Lebensdauer in einfachen Organismen wie Hefe, Fruchtfliegen und Fadenwürmern verlängert. Der Stoff kommt in hohen Konzentrationen in der männlichen Samenflüssigkeit, aber auch in bestimmten Lebensmitteln vor - etwa in Weizenkeimen, Sojabohnen, Erbsen, manchen Käsesorten, Pilzen und Nüssen. Ursprünglich war es für seine Funktion beim Zellwachstum bekannt.

Das Altern wird verzögert

Zuletzt hat das Team aus Forschern der Universität Graz und MedUni Graz mit internationalen Kollegen herausgefunden, dass durch im Trinkwasser verabreichtes Spermidin die mittlere Lebensdauer von Mäusen verlängert wird. Es zeigte sich vor allem, dass Spermidin die Herzfunktion bei älteren Mäusen verbessert. Das deute darauf hin, dass eine Verzögerung in der Alterung des Herzens zur Erhöhung der Lebensdauer beiträgt, schließen die Wissenschafter in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "Nature Medicine".

Spermidin fördert Herzleistung

Auch bei Ratten, die aufgrund einer salzreichen Diät erhöhten Blutdruck hatten, konnte die Substanz das Herz schützen, wie der Grazer Erstautor Eisenberg zusammenfasst:

"In Tiermodellen hat Spermidin die Herzelastizität und diastolische Entspannung der linken Herzkammer erhöht, während die Verdickung der Herzwände abnahm. Das bedeutet: Der Herzmuskel kann sich zwischen den Schlägen besser entspannen und sich daher wieder mit mehr Blut füllen", schildert Eisenberg.

Als nächsten Schritt wollen die Forscher in kontrolliert klinischen Studien die schützenden Effekte am Menschen erheben.