Hautkrebs wird zu einem immer größeren Problem: Seit dem zweiten Weltkrieg steigen die Zahlen, jedes Jahr gibt es etwa fünf Prozent mehr Neuerkrankungen. Dieser besorgniserregende Zuwachs liegt laut Claus Garbe, Präsident der europäischen Vereinigung der Hautkrebsspezialisten, vor allem an einer Freizeitbeschäftigung: dem Sonnenbaden.

„Die Hauptursache für die Zunahme ist das gezielte Sonnenbaden“, sagt Garbe bei der Eröffnung des Hautkrebs-Kongress, der noch bis Samstag in Wien stattfindet. Die Praxis des „in der Sonne Bratens“ sei erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet, auch Sonnenurlaube am Meer gebe es erst seit dieser Zeit.

400 Todesfälle jährlich

Während im Jahr 1950 ein Mensch pro 100.000 Einwohner an einem Melanom (schwarzer Hautkrebs) erkrankte, sind es heute jährlich bis zu 25 Menschen pro 100.000 Einwohner. Für Österreich bedeutet das: Pro Jahr erkranken 1500 Menschen am gefährlichen schwarzen Hautkrebs, dem Melanom. Und rund 400 Menschen versterben jedes Jahr an Hautkrebs. Für den weißen Hautkrebs gibt es bloß Schätzungen, wonach es jedes Jahr 30.000 neue Fälle in Österreich gibt.

Claus Garbe, Präsident der europäischen Hautkrebs-Spezialisten
Claus Garbe, Präsident der europäischen Hautkrebs-Spezialisten © (c) Nicholas Bettschart

Der Hauptauslöser für sowohl den schwarzen als auch den weißen Hautkrebs ist UV-Licht: „Wer also die direkte Sonne weitestgehend meidet, beugt dem Krebs vor“, sagt Kongresspräsident Hubert Pehamberger. Die UV-Strahlen der Sonne führen zu Mutationen in den Zellen, aus denen sich über die Zeit entartete Krebszellen entwickeln können. Auch die Früherkennung sei entscheidend: Krebs ist immer nur dann heilbar, wenn er in einem frühen Stadium entdeckt und behandelt wird. Daher sollte sich jeder einmal pro Jahr beim Hautarzt von Kopf bis zu den Zehen unter die Lupe nehmen lassen.

„Leider besteht noch immer der Glaube, dass man sich mit Sonnencreme vor Hautkrebs schützen kann“, sagt Dermatologe Garbe. Das sei aber nicht so: Bei absichtlichem Sonnenbaden hat die Sonnencreme keine schützende Wirkung! Die Sonnencreme schiebe nur den Sonnenbrand hinaus, die Schädigung der Zellen passiere aber schon viel früher. Das zeige sich daran, dass Sonnencremen das Entstehen von Muttermalen nicht verhindern können – das wurde in Studien belegt. Und Muttermale seien ein wichtiger Indikator für das eigene Hautkrebs-Risiko: „Je mehr Muttermale man hat, desto höher ist das Risiko für Hautkrebs“, sagt Garbe.

Gemeinsam mit T-Shirt und Hut

Sonnencreme sei dann sinnvoll, wenn sie gemeinsam mit anderen Schutzmaßnahmen eingesetzt wird: Trägt man T-Shirt und Hut, kann die Sonnencreme sehr wohl helfen, die wenige freiliegende Haut vor unwillentlicher Sonneneinstrahlung zu schützen. Doch gegen das absichtliche Braten ist die Sonnencreme machtlos. Daher sagt Garbe auch: „Der Burkini wäre geeignet, die Zahlen von Hautkrebs zu senken.“