Sick Building Syndrom“ ist der Begriff, mit dem die Weltgesundheitsorganisation die Tatsache beschreibt, dass es Gebäude gibt, die der Gesundheit des Menschen tatsächlich schaden können, wenn auch nicht gleich schwere Krankheiten die Folge sein müssen. Aber welche Beschwerden sind tatsächlich auf „dicke Luft“ zu Hause und im Büro zurückzuführen?, fragen wir den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Meduni Wien, der sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Thema befasst.

Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, mit dem Schwerpunkt Umweltmedizin
Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, mit dem Schwerpunkt Umweltmedizin © DUJMIC

„Die gute Nachricht ist, dass sich bei den Schadgasen schon vieles verbessert hat, Stichwort Formaldehyd, das war das Wohngift der 1980er“, sagt er. Wichtig sei in dem Zusammenhang allerdings die Definition von Gesundheit an sich. „Das ist mehr, als gerade keine Erkältung und keinen Ausschlag zu haben.“ Es gehe um Wohlbefinden, das gelte für Wohnräume ebenso wie für Büros. „Die Leute sagen nicht: Ich habe verschwollene Augen und einen Riesenausschlag. Sie berichten eher über unspezifische Symptome wie Druck im Hinterkopf, Augenbrennen, trockene Schleimhäute und Konzentrationsschwierigkeiten.“ Die große Schwierigkeit dabei: „Man kann nicht vom Symptom direkt auf einen Schadstoff schließen und sofort eine Lösung anbieten.“ Hier brauche es ein strukturiertes, professionelles Konzept der Raumanalyse. Die Ursachen können nämlich sowohl chemische Stoffe wie flüchtige Kohlenwasserstoffe als auch raumklimatische Faktoren (Temperatur, Luftfeuchte, Luftbewegung) oder mikrobiologische Belastungen wie Bakterien in der Lüftungsanlage, Schimmel oder Tierhaare sein.

Eine gute Nachricht gibt es aber auch hier: Wir haben ein natürliches Sensorium, das uns vor Schaden bewahren soll. Das Motto heißt: immer der Nase nach. „Der Geruch ist ein guter Indikator, den wir auf keinen Fall ignorieren oder mit diversen Raumsprays und Parfums bekämpfen sollten, die aus unserer Sicht die Probleme nur maskieren“, betont Hutter. Wenn etwas komisch riecht, ist dem auf den Grund zu gehen, um festzustellen, ob es mit dem Lüften verschwindet, bleibt oder wiederkehrt. „Neben dem Einsatz von emissionsarmen Produkten ist Lüften überhaupt das Nonplusultra an Maßnahmen, die ich für bessere Raumluft ergreifen kann.“

Bleibt noch die Frage zu klären: Was genau ist gute Luft? „Darüber gibt es elendslange Abhandlungen“, sagt Hutter, der sich selbst für folgende Definition entschieden hat: „Gesunde Raumluft ist schadstoffarm und physikalische Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchte befinden sich im Gleichgewicht.“