Das Zika-Virus kann laut französischen Forschern offenbar nicht nur Gehirne von Ungeborenen schädigen. Die Wissenschafter schilderten am Donnerstag in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" den Fall eines 81-jährigen Manns, der nach einer Kreuzfahrt im Jänner in ein Krankenhaus nahe Paris eingeliefert worden sei. In seiner Rückenmarksflüssigkeit sei das Virus gefunden worden.

Der vor seiner Kreuzfahrt im Pazifik völlig gesunde Patient habe unter hohem Fieber und Lähmungserscheinungen gelitten und sei zwischenzeitlich ins Koma gefallen, schrieb das Forscherteam. Bei ihm sei eine Meningoenzephalitis, eine Hirn- und Hirnhautentzündung, diagnostiziert worden. Mittlerweile gehe es ihm etwas besser.

"Das ist der erste Fall dieser Art, der nach unserer Kenntnis berichtet wurde", sagte der Ko-Autor der Studie, Guillaume Carteaux, der Nachrichtenagentur AFP. Als möglicher Auslöser sei außer dem Zika-Virus kein anderes Virus oder anderer Infektionserreger festgestellt worden. Ein Beweis, dass Zika die Entzündung auslöste, ist dies noch nicht. Ärzte sollten sich aber der Möglichkeit bewusst sein, dass "Zika mit Meningoenzephalitis im Zusammenhang stehen" könnte, rieten die Forscher.

Virus auch im Rückmark einer 15-Jährigen

Am Dienstag hatte ein anderes französisches Forscherteam über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus und schweren Rückenmarksentzündungen berichtet. Das Virus wurde demnach im Rückmark einer 15-Jährigen nachgewiesen, die Mitte Jänner in einer Klinik im französischen Überseegebiet Guadeloupe mit einer halbseitigen Lähmung eingeliefert worden war.

Diagnostiziert wurde eine schwere Rückenmarksentzündung, die zu einer Lähmung der Gliedmaßen führen kann. Als Auslöser wurde das Zika-Virus identifiziert. Andere mögliche Auslöser der seltenen Krankheit konnten durch Bluttests ausgeschlossen werden.

Es gibt überdies deutliche Hinweise, das Zika das Guillain-Barre-Syndrom, eine schwere Nervenkrankheit, auslöst. Zika soll bei einer Infektion von Schwangeren bei deren ungeborenen Kindern Mikrozephalie, einen abnorm kleinen Kopf und damit zusammenhängende neurologische Schäden auslösen. US-Forscher fanden nach eigenen Angaben inzwischen den ersten Beweis für einen biologischen Zusammenhang.

Das unter anderem von der Ägyptischen Tigermücke übertragene Zika-Virus grassiert derzeit vor allem in Lateinamerika. Besonders betroffen ist Brasilien: Die Zahl der Zika-Infektionen wird dort auf 1,5 Millionen geschätzt.

Der Chef des US-Seuchenschutzzentrums, Tom Frieden, warnte unterdessen in Washington vor einer massiven Zika-Epidemie im US-Überseegebiet Puerto Rico. "Ich bin sehr besorgt, dass es, bevor das Jahr zu Ende ist, hunderttausende Zika-Infektionen in Puerto Rico geben könnte und tausende infizierte Schwangere", sagte Frieden nach einem Besuch auf der Karibikinsel.

Die Gefahr für Ungeborene sei umso größer, als in Puerto Rico die meisten Schwangerschaften "ungeplant, unbeabsichtigt" seien und es nicht ausreichend Zugang zu Verhütungsmitteln gebe.