Männer brauchen Fleisch - zumindest laut einer kalifornischen Studie. Diese besagt, dass Männer, die kein Fleisch essen, im Vergleich zu Fleischessern weniger Spermien haben. Und: Ihre Spermien sollen auch noch weniger beweglich sein. Vegetariern und Veganern wird ein insgesamt gesünderer Lebensstil nachgesagt - auf ihre Samenzellen soll das aber keinen Einfluss haben? Wir haben nachgefragt.

Vier Jahre dauerte die Studie, bei der insgesamt 474 Männer untersucht wurden. Verglichen wurden die Spermien von 26 Vegetariern und 5 Veganer mit denen von 443 Fleischessern. In dieser Aufteilung sieht Oliver Pachernegg, Androloge an der MedUni Graz und damit Experte für Männergesundheit und Fruchtbarkeit, den ersten Kritikpunkt an dieser Studie. "Die Vergleichsgruppe der Nicht-Fleischesser ist viel zu klein, um eine gesicherte Aussage zu treffen."

Im Normalbereich

In Zahlen schlagen sich die Unterschiede so nieder: Während die Fleischesser im Durchschnitt 70 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat vorzuweisen hatten, waren es bei den Vegetariern und Veganern im Schnitt 50 Millionen. "Damit liegen die Nicht-Fleischesser noch im absoluten Normalbereich", zeigt Pachernegg auf. Laut der Weltgesundheitsorganisation sei nämlich eine Menge von 15 Millionen Spermien pro Milliliter ausreichend, um fruchtbar zu sein.

Worin liegen nun die Gründe für die Unterschiede bei Anzahl und Beweglichkeit der kleinen Schwimmer? Die Studienautoren von der Loma Linda University vermuten, dass Mangelerscheinungen durch den Fleischverzicht daran Schuld seien. Außerdem würden über Sojaprodukte, die Vegetarier als Fleischersatz essen, sogenannte Phytoöstrogene aufgenommen werden. Diese Pflanzenstoffe sind dem weiblichen Hormon Östrogen sehr ähnlich und können dadurch die Hormone im Körper ins Ungleichgewicht bringen, wie Pachernegg erklärt. Inwieweit dadurch jedoch die Spermienqualität beeinflusst wird, sei unklar.

Eisenmangel möglich

Dass Mangelerscheinungen Einfluss auf die Schnelligkeit der Schwimmer haben können, hält auch Pachernegg für möglich. Zum Beispiel könne ein Eisenmangel durch Fleischverzicht zu einer Blutarmut führen, die wiederum die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.

Aber prinzipiell gilt: "Die Zahl der Spermien war nur marginal reduziert und noch immer ausreichend", sagt Pachernegg. Es gebe viel gewichtigere Faktoren, die die Spermien-Qualität negativ beeinflussen können - alle Infos dazu finden Sie in der Fotoserie oben.

Weniger Sperma, aber längeres Leben

Übrigens: Loma Linda, wo die Studie durchgeführt wurde, gehört zu jenen wenigen Regionen der Welt, in denen die Menschen eine viel höhere Lebenserwartung haben. Im Fall von Loma Linda wird das darauf zurück geführt, dass der Großteil der Bevölkerung zur Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehört. Viele verzichten aufgrund ihres Glaubens auf Fleisch - und leben länger als der Durchschnitt.