Massimo Bitonci ist derzeit im Urlaub, doch dass dieser nicht ganz so ruhig verläuft, hat er sich selbst zuzuschreiben. Denn Bitonci, stolzer Bürgermeister der stolzen Kleinstadt Cittadella nahe des stolzen Padua inmitten der stolzen Region Venetien, musste ja unbedingt noch vor dem Urlaub den Beschluss 216/2011 fassen: ein Einreiseverbot für Fast Food, insbesondere für Döner Kebap, in die Stadt. Beschluss 216/2011 schlägt in Italien hohe Wellen.

"Jede Form des Straßenverkaufs von warm zubereiteten Speisen in Form von Fast Food, etwa Kebap, wird untersagt", heißt es im vierseitigen Protokoll der Sitzung des Bürgermeisters mit seinen Räten vom 5. August. Warum? "Zahlreiche Bürger haben schon jetzt vor den schlechten und unangenehmen Gerüchen gewarnt, welche durch die Eröffnung von Fast-Food-Ständen verbreitet werden und welche in einer historischen und mittelalterlichen Stadt wie Cittadella unangemessen sind." Woher allerdings das Wissen um "unangemessene" Gerüche kommen mag, ist offen: Es gibt in Cittadella bislang keinen Dönerstand. Der weitere Grund für das Verbot: "Nahrungsaufnahme erfolgt in unserer Stadt traditionell in geordneter Form und in dafür vorgesehenen Lokalen, nicht inmitten des öffentlichen Raums, wie es bei Döner-Kebap-Ständen üblich ist."

Nun gibt es zwei Seiten, wie man diesen Beschluss der offenbar geruchsempfindlichen und besondere Tischmanieren pflegenden Stadt Cittadella lesen kann. Die eine Sichtweise ist die von Bürgermeister Massimo Bitonci selbst: Er ist seit neun Jahren Bürgermeister für die separatistische und zuweilen offen fremdenfeindliche "Lega Nord" und spricht von Bedenken der lokalen Gesundheitsbehörde, vom Müll durch Fast-Food-Verpackungen sowie davon, dass es doch viel ökologischer sei, lokales Essen einzunehmen: "Es gibt so viele lokale Speisen im Veneto, weißen Spargel und Radicchio Trevisiano, da brauchen wir weder Döner noch Mc Donalds." Und außerdem: Das Fast-Food-Verbot gelte auch für auf die Hand verkaufte Pizza.

Die zweite Sichtweise ist die von Emmanuele Favaro von der örtlichen Opposition der Demokratischen Partei: "Es geht dem Bürgermeister nicht um den allgemeinen Schutz der Stadt vor Fast Food", meint er, "es geht darum, Döner Kebab als Symbol für Einwanderung aus der Stadt zu verbannen."