Ehepartner – das wird oft behauptet – ähneln einander oft im Laufe einer langjährigen Beziehung immer mehr. Ein US-Wissenschaftlerteam hat jetzt eine gesundheitlich besondere Verbindung identifiziert: Leidet ein Partner an Bluthochdruck, ist das oft auch beim zweiten der Fall.

„Bluthochdruck ist bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters bekanntermaßen weit verbreitet, aber wir waren überrascht, dass bei vielen älteren Ehepaaren in den USA, England, China und Indien sowohl der Ehemann als auch die Ehefrau hohen Blutdruck hatten“, wurde der leitende Studienautor Chihua Li von der Abteilung für Epidemiologie der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health (Baltimore/USA) im „Deutschen Ärzteblatt“ zitiert. „So hatten zum Beispiel in den USA bei mehr als 35 Prozent der Paare über 50 Jahre beide Ehepartner hohen Blutdruck.“

Die Ähnlichkeit wichtiger gesundheitlicher Parameter zwischen langjährigen Ehepartnern, was Gesundheit und Krankheit betrifft, ist seit Langem bekannt. Erstmals haben die Studienautoren aber diesen Effekt für einen der wichtigsten Risikofaktoren in Sachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in ganz unterschiedlichen Ländern und Weltregionen belegt.

Hohe „Übereinstimmung“

Chihua Li und seine Co-Autoren analysierten im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit, die vor Kurzem im Journal des amerikanischen Herzverbandes erschienen ist, die Blutdruckmesswerte von 3989 US-Paaren, 1086 Ehepartnern aus Großbritannien, 6514 chinesischen Paaren und 22389 indischen Paaren ausgewertet. Es handelte sich um heterosexuelle Partnerschaften mit gemeinsamem Haushalt.

Die Ehemänner waren im Durchschnitt 65,7 Jahre (USA), 74,2 Jahre (England), 61,5 Jahre (China) oder 57,2 Jahre (Indien) alt, wie die Zeitschrift der Deutschen Ärztekammer zu der Untersuchung berichtete. Das Durchschnittsalter der Ehefrauen lag bei 62,9 Jahren (USA), 72,5 Jahren (England), 59,2 Jahren (China) oder 51,1 Jahren (Indien). Die Häufigkeit von Hypertonie mit Blutdruckwerten von regelmäßig mehr als 140 mmHg systolisch (oberer Wert) und mehr als 90 mmHg diastolisch (unterer Wert) nimmt mit dem Alter zu.

Bei der Auswertung zeigte sich eine hohe Übereinstimmung zwischen den Ehepartnern, was die Häufigkeit von Bluthochdruck betraf: In Großbritannien hatten 47 Prozent der Ehepaare „gemeinschaftlichen“ Bluthochdruck, in den USA 38 Prozent, in China 21 Prozent und in Indien 20 Prozent.

So messen Sie Ihren Blutdruck richtig
So messen Sie Ihren Blutdruck richtig © Kleine Zeitung

Bessere Diagnose, neue Behandlungsmethoden

Litt der Ehemann an einer Hypertonie, wiesen in den USA und in Großbritannien deren Frauen um neun Prozent häufiger ebenfalls Bluthochdruck auf als Frauen von Männern ohne Hypertonie. In Indien (plus 19 Prozent) und in China (plus 26 Prozent) war diese Assoziation noch höher.

Die Studienergebnisse könnten jedenfalls der Ausgangspunkt für eine bessere Diagnose und Behandlung der Hypertonie darstellen: So könnte bei Feststellung von Bluthochdruck bei einem Ehepartner auch gleich abgeklärt werden, ob nicht auch der zweite betroffen ist. Die Hypertonie hat aber auch viel mit dem Lebensstil – mit Ernährung (Salzkonsum), körperlicher Inaktivität, Stress und anderen Faktoren – zu tun. Auch hier könnte quasi eine „Paartherapie“ ansetzen.