Der Flughafen Triest ist ja nicht wiederzuerkennen. Haben Sie seit dem Sommer letzten Jahres einen Turbo gezündet?
ANTONIO MARANO: Ja, das stimmt, es ist sehr viel passiert. Wir haben die Ankunftshalle total erneuert, die Abflughalle befindet sich jetzt sehr großzügig auf zwei Etagen, dadurch können die Flugzeuge an Finger angeschlossen werden. Die Landebahn wurde saniert, sodass die Maschinen der Ryanair nicht mehr reversieren müssen. Wir können dadurch die kurze Frist von 25 Minuten einhalten, die Ryanair zwischen Landung und Abflug verlangt.

Die Fluglinien sind froh über die neu sanierte Startbahn
Die Fluglinien sind froh über die neu sanierte Startbahn © flughafen Triest

Auch die riesige Baustelle vor dem Flughafengelände lässt schon Konturen erkennen. Was genau planen Sie?
Hier entsteht der Polo Intermodale, der den Flughafen an das internationale Eisenbahnnetz anbindet. Der Flughafen Triest reiht sich somit in die acht Flughäfen Italiens ein, die eine direkte Anbindung an einen Bahnhof haben, der jetzt gerade gebaut wird. Schon bald wird er mit einer Passarella, einem 300 Meter langen, überdachten Laufband mit dem Flughafen verbunden sein. Das ist kürzer als so manches Verbindungsband zu den Gates in internationalen Flughäfen. Weiters kommen 500 überdachte und 1000 Parkplätze im Freien hinzu. Die Bushaltestelle für regionale und internationale Busse wird ebenfalls hier integriert.
Wie man sieht, wurde auch für das Wohlbefinden der Gäste gesorgt, früher war die Gastronomie eher eine lieblose Kantine, jetzt spürt man überall „Gusto Friuli“.
Damit sich unsere Passagiere wohlfühlen, wurde ein sehr ansprechender Food & Beverage-Bereich geschaffen, der von der Cremonini-Gruppe betrieben wird. Es gibt ein Selbstbedienungsrestaurant mit italienischer Küche und eine Ecke für regionale Lebensmittel, wie Prosciutto, Käse, Weine, Süßigkeiten. Das wird von den Passagieren sehr gerne angenommen.

Wie möchten Sie den Flughafen Triest künftig positionieren? Immerhin gibt es mit Laibach, Venedig und Treviso vier Flughäfen in unmittelbarer Nähe.
Triest ist ein ideales Eingangstor nach Italien für Reisende aus dem Norden. Wir streben eine maximale Vernetzung mit Buslinien, zum Beispiel Flixbus, Hellö und GoOpti, an. Unser hervorragendes Asset ist aber mit dem neuen Bahnhof die Anbindung an das Eisenbahnnetz über Cervignano oder an das Schienennetz nach Österreich. Der Flughafen ist für den Business-Gast gleichermaßen interessant wie für Touristen – der Karst, Triest, das Küstenland mit Grado sind im Moment sehr gefragt. Ich bin überzeugt, dass in einer vernetzten Gesellschaft eine gut vernetzte Regi on konkurrenzfähiger ist. Je einfacher und vielfältiger man erreichbar ist, desto besser für die Region.

Der neu gestaltete Check-In-Bereich bietet mehr Platz
Der neu gestaltete Check-In-Bereich bietet mehr Platz © Flughafen Triest

Die weitreichenden Ausbaumaßnahmen bedingen auch ein interessantes Flugangebot. Welche Flüge können Sie anbieten?
Derzeit haben wir interessante Anbindungen zum Beispiel nach Rom Ciampino mit Ryanair, oder fünf Mal am Tag nach Rom Fiumicino. Ryanair fliegt auch nach Bari, Catania, Trapani, Olbia und Valencia. Alles hochinteressante Urlaubsdestinationen. Weiters bieten wir München, London und Brüssel für Geschäftsreisende an. Wir fliegen sogar in den hohen Norden nach Reykjavík. Unser Zukunfts-Wunsch ist eine Verbindung zu einem internationalen Hub wie Frankfurt oder Paris und mehr Charterflüge im Sommer. Doch vorher wollen wir ein perfektes Produkt bieten und das heißt: Flughafen.Sie haben parallel auch die Verwaltungs-Strukturen verschlankt. Was hat das gebracht?
Seit wir mit der Gewerkschaft flexible Arbeitszeiten aushandeln konnten und das Personal nicht mehr rund um die Uhr beschäftigen müssen, weil der Flughafen in der Nacht zusperrt, konnten wir erstmals einen bescheidenen Gewinn von 300.000 Euro einfahren. Wir investieren 40 Millionen Euro in drei Jahren und konnten das Passagieraufkommen um 15 Prozent auf 840.000 Passagiere steigern. Unser Ziel ist eine Million binnen zwei Jahren. Damit haben wir schon Erfolge vorzuweisen.

Der Flughafen Triest ist von Kärnten in etwas mehr als einer Stunde erreichbar, doch nur wenige

Kärntner kennen und nützen ihn. Wie wollen Sie den Flughafen sichtbarer machen?

Da haben wir wirklich Nachholbedarf. Nur zwei Prozent der Passagiere kommen aus Österreich, das ist ein verschwindend geringer Prozentsatz. Wir planen eine Kooperation mit Kärntner Reiseveranstaltern und verstärken die Werbung, um bekannt zu werden. Angedacht ist auch eine Flugverbindung nach Wien mit kleineren Maschinen. Triest ist der einzige Flughafen, der vier Länder (Italien, Kroatien, Slowenien, Österreich) im Umkreis von etwas mehr als einer Stunde erreichen kann.

Derzeit ist die Region Friaul Julisch Venetien hundertprozentiger Eigentümer des Flughafens. Wie weit ist Ihr Wunsch nach Privatisierung gediehen?

Wir suchen mit Hochdruck strategische Partner, vorzugsweise aus dem Fluggeschäft. Idealerweise sollte die Privatisierung noch vor den Wahlen zu schaffen sein, doch das ist eine politische Entscheidung, die die Region treffen muss. Unsere Braut ist jedenfalls schön geschmückt, wir können sie guten Gewissens verheiraten.