Die eigene Trägheit ist überwunden, die ersten sportlichen Schritte Richtung Fitness getan. Und jetzt? Konfrontiert mit ständigen Ablenkungen und Verführungen wird jeder Trainingsplan schnell zum Sammelalbum für Ausreden. Damit verpuffen nicht nur die Anstrengungen der Startphase schnell, auch jeder zaghafte Wiedereinstieg wird mühsamer. „Das Ziel nicht aus den Augen verlieren“, rät Motivationsexperte Thomas Jaklitsch. Der Mentaltrainer bietet dafür eine Art Routenplaner, um am Weg Richtung Fitness nicht stehenzubleiben oder falsch abzubiegen.

1 Wie wird aus Vorhaben ein passendes Ziel?
Der erste Schritt führt ins Innere: „Beginne für dich zu entdecken, was du erleben möchtest, welches Ziel du erreichen möchtest“, beschreibt Jaklitsch diese Startphase. Hat man es gefunden, sollte man dem Vorhaben Verbindlichkeit einimpfen. „Infiziere dein Umfeld mit deinem Ziel“, rät der Mentaltrainer. Wer sein Ziel so nach allen Kriterien fokussiert hat, wird ihm nicht mehr auskommen. „Im Gegenteil: Dein Ziel erreicht dich“, verspricht er.

2 Wie groß dürfen diese Ziele sein?
„Think big – denke groß“, propagiert Jaklitsch. Je höher der Gipfel, desto weniger verliert man ihn aus den Augen, selbst wenn vor einem kleine „Problemhügel“ anschwellen. Also: Barrieren im Kopf einreißen. „Mach deine Grenzen durchlässiger“, ermutigt Jaklitsch zum Erweitern gedanklicher Möglichkeiten. Denn Grenzen können zwar Halt und Sicherheit geben, aber gleichzeitig einschränken, weil man sie zu lange verteidigt. Dem Lösen und Überwinden mentaler Limits folgen automatisch passende Taten Richtung Ziel.

3 Wie muss dieses Ziel formuliert sein?
Positiv. Keine Nicht-Formulierungen. Verbote funktionieren diesbezüglich nämlich nicht, denn in unserer unbewussten Verarbeitung von Information gibt es kein Nicht! „Denken Sie nicht an eine saftige, gelbe Zitrone!“, bringt Jaklitsch ein Beispiel. Nachfrage: „Woran haben Sie gedacht?“ Eben! Trotz der Aufforderung, es nicht zu tun. Jaklitsch: „Es ist für uns Menschen einfacher, positive Inputs zu verarbeiten, also uns auf etwas zuzubewegen, was wir erreichen wollen, als weg von etwas, was wir nicht wollen. Und auch im bewussten Zustand haben wir einen mentalen Mehraufwand mit Verneinungen.“ Also nicht nur „Think big!“, sondern auch „Think positive!“.

4 Das Ziel ist gefunden – und jetzt?
Es braucht eine Identifizierung mit seinem Ziel, eine interne Begeisterung. Aber zu viel Ehrgeiz kann nach hinten losgehen. „Es gilt, das Feuer zu bewahren, und nicht, die Asche zu verwalten“, warnt Jaklitsch und rät zur konkreten Visualisierung des erwünschten Ziel-Erlebnisses: „Wie wird es aussehen, sich anhören und anfühlen, wie schmecken oder riechen, wenn du dein Ziel erreicht hast?“ Die derart entstehenden Bilder jeden Tag abrufen – „und so das Ziel lebendig werden lassen“, sagt Jaklitsch und zitiert Aristoteles: „Die Seele denkt nie ohne Bild.“

5 Wie kann man seine Motivation über lange Zeit konservieren?
Um die Motivation hoch zu halten und fokussiert zu bleiben, rät der Mentaltrainer, das Ziel um ein Motto zu ergänzen. Dieses Bündeln von Emotionen und Kräften wirkt noch intensiver, wenn man eine emotionale Bindung aufbaut, es mit einer Geschichte „auflädt“: Für jeden gelaufenen Kilometer ein Euro in ein Glas, ergibt am Ende eine schöne Spende für ein Lieblingsprojekt – daraus lässt sich zusätzliche Motivation abzapfen, indem man von seinem Tun andere profitieren lässt. Man wertet das Ziel auf. Die konsumorientierte und egozentrische Version: Man „spendet“ sich für jede Trainingseinheit eine gewisse Summe. Am Ziel angekommen, hat man sich das Budget für das Wunschobjekt „ersportelt“.

6 Wie gefährlich ist es, sich zu vergleichen?
Die Zielerreichung setzt aktive Beteiligung unter Eigenkontrolle und -verantwortung voraus, stellt Jaklitsch klar: „,Ich werde bester Österreicher‘ oder ,Ich lande auf Platz X‘ widerspricht jeglicher Eigenkompetenz, da ich selbst nicht beeinflussen kann, wie gut oder schlecht meine Mitbewerber sind oder sein werden.“ Also? „Darauf achten, was man selbst dafür tun kann. Frei nach Mahatma Gandhi: Seien Sie selbst die Veränderung, die Sie in der Welt sehen möchten.“

7 Man merkt: Das wird nix! Was tun?
Motivation ist meist das Ergebnis entsprechender Ziele. Dennoch führt Verbissenheit kaum zum letztendlichen Erfolg, warnt Jaklitsch. Wenn der Wind ungünstig steht, sei es eben Zeit, einen anderen Hafen anzulaufen. Auch das kann Energien freisetzen. Seine Ziele systematisch zu strukturieren und sie so auch loslassen zu können, ist der Weg zu lebendigen Zielen.

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