Plastik-Fasten

Wir sind viele und werden laut

Freilich kann man zynisch (realistisch?) sein und sagen: „Bringt doch nix. Das bisserl weniger Plastik wird unsere Welt nicht retten.“ Eh. Aber deswegen einfach nichts tun? Das kommt für mich nach der Fastenzeit definitiv nicht mehr infrage. War es anfangs noch ein echter Kampf mit gefühlt mehr Rückschlägen als Erfolgen, kaufe ich jetzt schon automatisch plastikreduziert ein. Obst und Gemüse kommen mir nur mehr unverpackt in die Leinentasche, was es plastikfrei nicht gibt, wird eben ausgelassen. Mein Badezimmer ist deutlich umweltfreundlicher geworden, eine Seife zum Duschen, eine für die Haare, ein Lippenpflegestift aus Bienenwachs, eine Deocreme ... Zurück kommt jetzt nur meine elektrische Zahnbürste, die Bambusvariante erfreut mich auf Dauer nicht.
Wirklich beeindruckend war für mich der intensive Austausch mit Lesern – danke dafür! Hunderte Mails und Briefe machen mich sicher, dass sich langsam ein Wandel in der Konsumkultur abzeichnet. In diesem Sinne: dranbleiben! Ich versuche es auch.
Sarah Ruckhofer

Stress-Fasten

Wenn Meditieren stressig wird

Jetzt ist es da, das Ende der Fastenzeit. Und als erstes Gefühl stellt sich Erleichterung ein. Die Challenge ist vorbei, das Meditierenmüssen ebenso. Und genau das war es, womit ich vor allem in der zweiten Hälfte gehadert habe: das Müssen. War in der ersten Hälfte der Fastenzeit das Stressfasten, also das Meditieren noch neu, frisch und spannend, so war es in der zweiten Hälfte anstrengend. Denn sich tagtäglich die Zeit nehmen zu müssen, bei Vollzeitjob, Studium und zwei Kids, das war eine echte Herausforderung. Dieses Müssen hat das Stress-Fasten ein bisserl stressig gestaltet. Doch jetzt, wo die Fastenzeit vorbei ist, muss ich ja nicht mehr Tag für Tag meditieren. Der Plan: Meditieren bleibt, aber halt nicht mehr jeden Tag.
Wobei ich zugeben muss, es hilft, sich ein paar Minuten am Tag mit sich selbst zu beschäftigen. Unmittelbar danach bin ich entspannter. Ob ich im Alltag tiefenentspannter war, müssen andere entscheiden. Meine Arbeitskollegen, meine Kinder oder mein Mann etwa.
Martina Marx

Fertigessen-Fasten

Regional hat weiterhin Vorrang

Nach Ende des Fastens stellt sich die Frage: Werde ich ohne Beobachtung von Familie, Freunden und auch von Ihnen, liebe Leser, auch so vehement auf Fertigessen verzichten können? Ich sage ehrlich: Nein, werde ich nicht. Ich nehme mir aber fest vor, nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Das bedeutet, dass ich Fertigessen nicht als etwas Alltägliches, sondern als etwas Außergewöhnliches betrachte, das ich mir nur hin und wieder „gönnen“ werde. Denn mein Körper hat mir in den letzten Wochen signalisiert, wie gut ihm die Ernährungsumstellung tut: Ich bin beispielsweise fitter, weniger müde und energiegeladener.
Mich ausschließlich von regionalen Speisen und Zutaten zu ernähren, werde ich aber nicht durchhalten können. Ich will natürlich weiterhin so viel wie möglich auf heimische Produkte zurückgreifen, aber ich möchte schon auch eine Banane essen, ein Curry genießen oder einen Kakao trinken. Ein Umdenken meinerseits hat aber in der Fastenzeit auf jeden Fall stattgefunden.
Sandra Mathelitsch

Bewegtbild-Fasten

Entschleunigung anders suchen

Eigentlich ist meine persönliche Fastenzeit noch gar nicht vorbei: Eine Woche Krankenstand hat mich quasi genötigt, Bewegtbild-Fasten zu ignorieren. Deshalb muss Strafe in Form einer einwöchigen Verlängerung sein.
Dabei fühlt es sich gar nicht mehr nach Bestrafung an, auf Bewegtbild zu verzichten. Schon nach zwei Wochen hatte sich meine Routine am Feierabend – zur Erinnerung: den Fernseher an- und den Leib auf die Couch schmeißen – insoweit geändert, als ich meine Zeit bewusster wahrnehme. Und damit auch, womit ich sie verbringe. Allerdings ist ein völliger Entzug von Bewegtbild kaum möglich, wenn man sich in den sozialen Medien, aber auch im öffentlichen Raum bewegt. Dennoch tut es mir gut, mich abends nicht sinnlos mit Netflix und Co. zuzuballern, sondern in aller Stille und ganz bei mir ein Buch zu lesen. Ganz verzichten werde ich künftig aber nicht. Ich werde Filme und Fernsehserien allerdings gezielt als Beschäftigung einsetzen. Und dem „Binge-Watching“ hoffentlich keine Zeit mehr schenken.
Katharina Siuka

Couch-Fasten

Karteileiche im Fitnessstudio

Gleich vorweg: Verurteilen Sie mich nicht für meine Niederlage! Mein Vorhaben war maßlos. Das Scheitern quasi vorprogrammiert. Sich jeden Tag zu bewegen? In Bezug auf mich ist diese Bestrebung eine Absurdität, die ihresgleichen noch nicht gefunden hat (und immer noch danach sucht). Aber genau deshalb hätte es so schön werden können. Ich, als Hoffnungsträgerin, schreibe eine Erfolgsgeschichte. Werde endlich die Stimme all jener Turnsackerl-Vergesser, die damals im Sportunterricht als Letztes gewählt wurden. Doch bereits nach den ersten zwei Wochen war das Projekt Couch-Fasten vor allem von einer Sache geprägt: meinem Widerwillen. Umso größer der Zwang wurde, desto kreativer gestalteten sich auch meine Ausreden. Jegliche Schlichtungsversuche zwischen meinem schlechten Gewissen und dem Schweinehund schlugen fehl.
Jetzt, wo die Fastenzeit ausklingt, kann ich es ja sagen: Schön, endlich wieder meinen Platz als Karteileiche im Fitnessstudio einnehmen zu können. Und zwar ganz ohne Reue.
Katrin Fischer