Es ist 20.15 Uhr. Pünktlich zur Prime Time trifft sich die WG zum allerersten Mal auf der Yoga-Matte. Denn während der Fastenzeit bin ich die, die sich bewegt. Und der Mitbewohner zieht freundlicherweise mit. Wie jeden Abend liegt der Laptop vor uns. Doch anstatt vor dem Bildschirm zu knotzen, blickt uns jetzt der Sportwissenschafter Bernd Marl entgegen. Seine Trainingsvideos sind in den kommenden Wochen ein fixer Programmpunkt in der Abendgestaltung. Unsere erste gemeinsame Einheit soll die Halte- und Stützmuskulatur des Rumpfes trainieren.

Ich lasse mir sagen, dass solche Übungen gut für eine stabile Körperhaltung wären. Klingt gut. Denn niemand hat es so sehr perfektioniert, mit der schlechtesten aller Körperhaltungen den Alltag zu bestreiten, wie ich. Vorbildlich schwingen wir also unsere Arme, beugen unsere Knie und kitzeln unseren Geduldsfaden bei einer Bauchmuskelübung. Weil der Mitbewohner noch nicht genug hat, ergoogeln wir uns weitere Videos im Internet und werden fündig. Eine junge Frau will uns innerhalb von zehn Minuten zur Traumfigur bringen. (Ich hoffe, wir nehmen den Lift.) Sie dehnt sich, streck ihr Bein in alle erdenklichen Richtungen und boxt in die Luft. Und wir beiden machen mit. So ist das nämlich, wenn man sportlich ist. Richtig einfach! Das würde ich zumindest schreiben, wenn wir in einer perfekten Welt leben würden.

In Wirklichkeit machen meine Bewegungen aber vor allem eines: Krach. Es knirscht und knackt verdächtig, doch es ist nicht der Boden unserer Altbauwohnung, auf dem wir turnen, sondern mein Knie. Ich muss schon sagen, dieser Soundtrack bringt mich direkt in Stimmung für das, was da noch kommt. Ich hoffe, Sie auch. Wie es mit meinen tönenden Gelenken weitergeht, erzähle ich Ihnen jedenfalls nächsten Samstag.

Welche Ziele ich mir überhaupt gesteckt habe, lesen Sie hier.